Die richtige Art von Weisheit
Weiter spricht der Herr: Weil sich dieses Volk mit seinem Mund mir naht und mich mit seinen Lippen ehrt, während es doch sein Herz fern von mir hält und ihre Furcht vor mir nur angelerntes Menschengebot ist, siehe, so will auch ich künftig mit diesem Volk wundersam, ja überaus wundersam und verwunderlich umgehen; und diese Weisheit seiner Weisen soll zunichte werden und der Verstand der Verständigen unauffindbar sein. (Jesaja 29,13-14)
Körperlich blind zu sein ist eine besondere Bürde. Doch die Bibel sagt uns, dass es noch eine schlimmere Art von Blindheit gibt – geistliche Blindheit. In Jesaja 29 geht es um geistliche Blindheit – um die Ursachen und ihre Heilung. Israel war geistlich blind, weil sie es so wollten und sich dafür entschieden hatten. Teilweise waren sie deshalb blind, weil Gott ihnen diese Blindheit geschickt hatte. Jesaja 29,13-14 erklärt, warum Er das tat.
Zuerst ist da eine drastische Anschuldigung gegen das Volk von Jerusalem: „weil sich dieses Volk mit seinem Mund mir naht und mich mit seinen Lippen ehrt, während es doch sein Herz fern von mir hält.“ Zur Zeit Jesajas wusste man, wie man geistlich redet, aber ihre Herzen waren fern von Gott.
Man kann nicht immer aufgrund dessen, was jemand sagt, erkennen, was in ihm vorgeht. Man kann nicht immer aufgrund dessen, was jemand tut, sagen, was in ihm vorhgeht. Auch wenn nur Gott das Herz wirklich kennt, können wir uns das ganze Leben von jemandem anschauen – nicht nur das, was er sagt oder was wer tut. Und ganz besonders nicht nur, wie er sich in der Gemeinde oder unter Christen verhält.
Jesus sagte: „Denn wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund.“ (Matthäus 12,34). Das ist ein wahres, aber nicht absolutes Prinzip, denn Menschen können sich mit ihrem Mund Gott nahen und den Herrn mit ihren Lippen ehren, doch ihre Herzen können trotzdem fern von Gott sein. Bestimmt wird ihr Reden sie hin und wieder verraten – aber vielleicht niemals in der Gemeinde!
Diese Art zu Reden ohne die richtige Herzenseinstellung zu haben, gab es nicht nur zur Zeit von Jesaja. Jesus zitierte dieselbe Stelle aus Jesaja, als er die religiösen Führer Seiner Zeit wegen ihrer Heuchelei zurechtwies (Matthäus 15,7-9, Markus 7,6-7).
Wegen all dem fällte Gott das traurige Urteil: „Die Weisheit seiner Weisen soll zunichte werden.“ Weil der Stolz Israels sie in geistliche Blindheit, Schlaf, Trunkenheit, Unwissenheit und Heuchelei geführt hatte, würde Gott die „Weisheit seiner Weisen“ zerstören. Ihre angeblich weisen Männer hatten den Stolz gefördert, der zu all diesen bösen Dingen führte.
Jesaja nannte dies „wundersam und verwunderlich“ wenn Gott entscheidet, die Weisheit der Menschen zu verwerfen und Seine eigene überlegene Weisheit zu demonstrieren. Viele Jahre nach Jesaja war auch der Apostel Paulus erstaunt über die „Weisheit“ der Menschen und verglich sie mit der „Torheit“ Gottes (1. Korinther 1,21-25).
Jesaja und Paulus waren sich da einig über die große Weisheit Gottes und wie die menschliche Weisheit – auch wenn sie ihre eigene Herrlichkeit hat – immer den zweiten Platz nach Gottes Weisheit einnimmt. Man muss blind sein, um das nicht zu sehen.