Als nun Saulus nach Jerusalem kam, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen; aber sie fürchteten ihn alle, weil sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei. Barnabas aber nahm ihn auf, führte ihn zu den Aposteln.(Apostelgeschichte 9,26-27a)
Einige Jahre nach seiner wunderbaren Bekehrung besuchte Saulus (auch bekannt als Paulus) Jerusalem. Der Besuch verlief nicht so, wie er gehofft hatte, zumindest nicht am Anfang: Er versuchte, sich den Jüngern anzuschließen, aber sie fürchteten ihn alle. Es kommt mir seltsam vor, dass die Christen in Jerusalem Saulus selbst drei Jahre nach seiner Bekehrung so misstrauisch gegenüberstanden. Vielleicht dachten sie, er sei Teil einer ausgeklügelten und ausgedehnten Verschwörung. Vielleicht zögerten sie, eine so dramatische Bekehrung zu akzeptieren, ohne sie mit eigenen Augen gesehen zu haben. Sie glaubten einfach nicht, dass er ein Jünger war.
Das muss weh getan haben. An diesem Punkt könnten sich einige Menschen von Jesus Christus abwenden. Wir könnten uns vorstellen, dass Saulus sagt: “Ich habe dem Herrn drei Jahre lang gedient, Jesus Christus gepredigt, Mordanschläge und Todesdrohungen ertragen. Und jetzt wollt ihr mich nicht als Christen anerkennen? Nennt ihr das die Liebe Jesu? Vergesst es!”
Aber im Herzen von Saulus war die Liebe zu Jesus und seinen Nachfolgern größer. Es tat zweifellos weh, aber er verstand, dass die Jünger in Jerusalem sich an die Christen erinnerten, die Saulus getötet und verfolgt hatte, bevor Jesus sein Leben veränderte. Wenn es den Jüngern in Jerusalem ein wenig an Liebe fehlte, fügte Saulus ein wenig mehr davon hinzu, um dies auszugleichen.
Doch in Apostelgeschichte 9,27 lesen wir etwas Wunderbares: Barnabas nahm ihn mit und brachte ihn zu den Aposteln. Barnabas dehnte einfach die Liebe Jesu auf Saulus aus, und wie Saulus (der Apostel Paulus) später schreiben würde, glaubt die Liebe alles (1. Korinther 13,7). Barnabas sagte: “Ich glaube dir, Saulus. Ich glaube, dass du eine schreckliche Vergangenheit hattest, und ich weiß, dass die Christen große Angst vor dir hatten. Aber ich glaube, dass Jesus dein Leben verändert hat, und seit drei Jahren lebst du wie ein anderer Mensch.”
Wir danken Gott für Menschen wie Barnabas, die andere einfach als Freunde in die Familie Gottes aufnehmen.
Viele von uns wissen, wie es ist, in der Gemeinde, im Volk Gottes, verletzt zu werden. Einige von uns haben diese Verletzungen sehr intensiv erlebt. Es gibt wohl viele Menschen, die Zeiten erleben, in denen sie von Gottes Volk abgelehnt, missbraucht, vernachlässigt oder ausgestoßen werden. Manche von uns werden so behandelt, wie viele der Jerusalemer Jünger Saulus behandelt haben.
Wenn das auf Dich zutrifft, dann verzweifle bitte nicht. Du bist in guter Gesellschaft, und Gott ist groß genug, weise genug und souverän genug, um auch aus einer schmerzhaften Zeit heraus Gutes und Segen zu bewirken.
Ich bete für Dich, dass Gott Dir einen Barnabas schickt, wenn Du an diesem schmerzhaften Ort bist – jemanden, der Dir zuhört, Dir hilft und Dich im Namen von Jesus liebt. Ich bete auch, dass Gott Dir helfen möge, für andere Menschen ein Barnabas zu sein.