Aber jener sprach zu ihm: ich bin auch ein Prophet du, und ein Engel hat durch das Wort des HERRN zu mir geredet und gesagt: Führe ihn zurück in- dein Haus, damit er Brot esse und Wasser trinke. Er log es ihm aber vor. Da kehrte er mit ihm um und aß in seinem Haus und trank Wasser. (1. Könige 13,18-19)
Es ist eine seltsame Passage im Buch der Könige. Der Herr sprach zu einem Mann Gottes aus Juda und sagte ihm, er solle den König Jerobeam von Israel ermahnen. Er sagte diesem unbekannten Propheten auch, jede Art von Gastfreundschaft abzulehnen während er seine Botschaft überbrachte; er sollte das Wort Gottes überbringen und dann sofort nach Juda zurückkehren.
Dann kam ein weiterer unbekannter Prophet. Doch dieser war aus dem Nordreich Israel. Er sprach zu dem Propheten von Juda, doch er log es ihm aber vor. Der Prophet von Israel log ihn an und versuchte den Mann Gottes aus Juda davon zu überzeugen, seine Route zu ändern und nicht das zu tun, was Gott ihm gesagt hatte.
Vielleicht sah der Prophet aus Israel den müden und geschwächten Propheten aus Juda unter einem Baum sitzen, fast ohnmächtig vor Hunger und hatte Mitleid mit dem ausgehungerten Mann Gottes. Vielleicht trieb Mitleid den lügenden Propheten an. Doch egal was seine Motivation war, seine Sünde war groß, denn er log nicht nur, sondern er ließ auch Gott als Lügner dastehen, der so Seinem eigenen Wort widersprach.
Er log überzeugend und behauptete, dass ein Engel durch das Wort des Herrn zu ihm gesprochen hatte. Vielleicht stimmte das auch und es war ein betrügender Engel. Satan und seine Botschafter können als Engel des Lichts erscheinen (2. Kor. 11, 14-15). So oder so, der Betrug funktionierte und er kehrte mit ihm um und aß in seinem Haus Brot und trank Wasser. Der Mann Gottes aus Juda hörte auf die Lügen des Propheten aus Bethel. Er tat das aus verschiedenen Gründen:
- der Prophet von Israel war wahrscheinlich älter (ein alter Prophet, Könige 13,11) und der Mann aus Juda respektierte ihn
- der Prophet aus Bethel identifizierte sich mit dem Mann Gottes aus Juda (ich bin auch ein Prophet wie du)
- der Prophet aus Bethel behauptete, etwas Spektakuläres erlebt zu haben (ein Engel hat zu mir geredet)
- der Prophet aus Bethel behauptete, dass der Herr zu ihm gesprochen hatte (durch das Wort des Herrn)
- der Prophet aus Bethel schien kein Götzendiener zu sein, den man meiden musste (führe ihn zurück in dein Haus)
- der Prophet aus Bethel bot ihm keinen Lohn an, außer Essen (damit er Brot esse und Wasser trinke)
Egal wie natürlich und verführerisch diese Verlockung war, es war die Pflicht des Mannes, ihr zu widerstehen. Er hatte ein Wort von Gott für sein Handeln und er hätte kein anderes Wort akzeptieren sollen, außer durch dramatische und direkte Zusage von Gottes Geist. Sein Versagen an diesem Punkt beendete seinen Nutzen als Botschafter Gottes.
F.B. Meyer sagte darüber: „Wenn wir einen direkten Befehl aus dem Mund von Christus erhalten haben, mussen wir danach handeln und nicht von einem anderen Vorschlag, der aus dem Mund eines Christen kommt, davon abkommen…Kümmer dich zu allererst um das, was Gott sagt.“
Es mag viele Gründe geben, die es vernünftig erscheinen lassen, einem Befehl Gottes nicht zu gehorchen, aber es liegt an uns, einfach zu vertrauen und zu gehorchen. Es gibt keinen anderen Weg.