Hebräer 7 – Ein besseres Priestertum, ein besserer Hohepriester
A. Das Thema von Hebräer 7.
1. Der Verfasser des Hebräerbriefes erklärt nun ein Thema, das er bereits in Hebräer 2,17 vorgestellt hat: Jesus als unser Hohepriester.
a. In Hebräer 5,10 hatte er begonnen, dieses Thema zu erläutern, musste aber zuerst die entmutigten Christen davor warnen, nicht weiter mit Jesus zu gehen und in ihrem Leben als Christen Rückschritte zu machen.
b. Wie der Autor eines guten Detektivromans beginnt der Verfasser des Hebräerbriefes, Charaktere des Alten Testaments zu beschreiben, die man leicht für unbedeutend hält. Er dagegen führt diese Charaktere zu wahrer Bekanntheit.
2. Diese Christen mit jüdischem Hintergrund waren an Jesus als ihrem Hohepriester interessiert, aber sie brachten einen bedeutenden Einwand gegen diesen Gedanken vor: Jesus stammte nicht von dem priesterlichen Stamm (dem Stamm Levi) und der priesterlichen Familie dieses Stammes (der Familie Aarons) ab.
a. Der Verfasser des Briefes an die Hebräer möchte die intellektuellen Probleme, welche die jüdischen Christen mit dem Evangelium hatten, ausräumen. Diese intellektuelle Blockade hielt sie davon ab, weiterhin in Jesus zu wachsen.
b. Viele Christen haben Blockaden bei intellektuellen Fragen, die gelöst werden können, so dass sie dann mit Jesus weitergehen können. Wenn ein Christ mit Fragen zu Themen wie z.B. Schöpfung und Evolution oder dem Wahrheitsgehalt von Wundern kämpft, sollte er diese Probleme lösen, damit er mit Jesus weitergehen kann.
3. Dieses Kapitel ist außerdem wichtig, weil es uns zeigt, wie wir über die von Gott eingesetzten Ordnungen des Priestertums und des Gesetzes denken sollten.
B. Melchisedek und seine Beziehung zum Priestertum Aarons.
1. (1-3) Was wir aus 1.Mose 14,18-20 über Melchisedek wissen.
Denn dieser Melchisedek [war] König von Salem, ein Priester Gottes, des Allerhöchsten; er kam Abraham entgegen, als der von der Niederwerfung der Könige zurückkehrte, und segnete ihn. Ihm gab auch Abraham den Zehnten von allem. Er wird zuerst gedeutet als „König der Gerechtigkeit“, dann aber auch als „König von Salem”, das heißt König des Friedens. Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens; und als einer, der dem Sohn Gottes verglichen ist, bleibt er Priester für immer.
a. Er kam Abraham entgegen, als der von der Niederwerfung der Könige zurückkehrte: Nachdem Abraham die Könige besiegt hatte, die seinen Neffen Lot gefangen genommen hatten, begegnete er einem mysteriösen Priester mit Namen Melchisedek, der auch König der Stadt Salem (veralteter Name der Stadt Jeru-salem) war.
i. Die Geschichte zeigt, welche Gefahren darin liegen, wenn man religiöse und zivile Autorität vereint. Deswegen erlaubte Gott es den Königen Israels nicht, gleichzeitig auch Priester zu sein und den Priestern nicht, auch König zu sein. Melchisedek, der König von Salem und Priester Gottes, des Allerhöchsten, ist die einzige Ausnahme.
b. Priester Gottes, des Allerhöchsten:Melchisedek war nicht bloß ein Anbeter des wahren Gottes. Er trug den ehrenhaften Titel: Priester Gottes, des Allerhöchsten. Die Größe Gottes vergrößerte die Größe des Priestertums Melchisedeks.
i. „Jedes Priestertum wird anhand der Größe der Gottheit bewertet, die verehrt wird. Das bedeutet, dass Melchisedek zu einem herausragenden Priestertum gehörte“. (Guthrie)
c. Und segnete ihn: Melchisedek segnete Abraham und dieser gab Melchisedek den Zehnten, also den zehnten Teil von allem (von der Beute, nachzulesen in 1.Mose 14,20).
d. Er wird zuerst gedeutet als „König der Gerechtigkeit“, dann aber auch als „König von Salem”, das heißt König des Friedens: Der Name Melchisedek bedeutet: „König der Gerechtigkeit“ und er war auch „König des Friedens“ (weil der Name Salem „Frieden“ bedeutet).
i. Die Reihenfolge scheint auf den ersten Moment nicht bedeutsam zu sein, aber sie ist doch wichtig. Zuerst wird Melchisedek „König der Gerechtigkeit“ genannt, dann „König des Friedens“. Wie immer kommt Gerechtigkeit vor dem Frieden. Gerechtigkeit ist der einzige wahre Weg zum Frieden. Menschen suchen den Weg zum Frieden in der Flucht, im Ausweichen oder in Kompromissen, aber er lässt sich nur in der Gerechtigkeit finden. „Friede ohne Gerechtigkeit ist wie die glatte Oberfläche des Flusses, bevor er die Niagarafälle hinabstürzt”. (Spurgeon)
ii. Die Tatsache, dass diese Namen eine Bedeutung haben und dass der Heilige Geist ihre Bedeutung erklärt, zeigt, dass jedes Wort von Gott eingegeben und wichtig ist. „Der Heilige Geist hat eine Predigt in die Namen hineingelegt: das lehrt uns der Apostel in diesem Abschnitt. Ich glaube an die wörtliche Inspiration der Schrift, daher kann ich verstehen, dass sogar die Namen von Personen und Orten uns lehren können. Wer die wörtliche Inspiration der Schrift ablehnt, muss im Prinzip auch den größten Apostel der Heiden verurteilen, dessen Lehren häufig auf einem Wort basieren. Er macht mehr aus Wörtern und Namen als irgend jemand von uns sich anmaßen sollte und er wurde darin vom Geist des Herrn geleitet und deswegen tat er das zurecht. Ich für meinen Teil habe viel mehr Angst davor, zu wenig aus dem Wort zu machen als davor, zuviel darin zu sehen“. (Spurgeon)
e. Ohne Vater, ohne Mutter: Weder 1.Mose 14 noch eine andere Bibelstelle geben Informationen über die Abstammung Melchisedeks. Den biblischen Aufzeichnungen zufolge ist er ohne Vater oder Mutter, und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. „Wir sehen nur wenig von ihm, aber wir sehen nichts Geringes in ihm“. (Spurgeon)
i. Obwohl sich wirklich alle Ausleger an diesem Punkt widersprechen, denken einige, dass der Vers „er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister und hat weder Anang der Tage noch Ende des Lebens; und als einer, der dem Sohn Gottes verglichen ist“ bedeutet, dass Melchisedek ein himmlisches Wesen war, wenn nicht sogar eine Erscheinung Jesu vor seiner Fleischwerdung.
f. Als einer, der dem Sohn Gottes verglichen ist: Melchisedek war vergleichbar mit dem Sohn Gottes. Das bedeutet nicht, dass das Priestertum Jesu dem Melchisedeks entspricht, sondern dass Melchisedeks Priestertum Jesu Priestertum entspricht.
i. Verglichen: Dieses Wort aus Hebräer 7,3 ist die Übersetzung des griechischen Wortes aphomoiomenos, ein Wort, das nur an dieser Stelle des Neuen Testamentes gebraucht wird. „Es ist ein andeutendes Wort, die aktive Form beschreibt ‚eine originalgetreue Kopie oder ein Modell’, die passive Form bedeutet: ‚etwas vergleichbar zu machen’“. (Guthrie)
ii. Es ist, als ob der Vater den Tag, an dem sein Sohn als Priester Zugang zu dem Bereich hinter dem Vorhang haben wird, nicht abwarten könnte. Er freut sich so sehr auf den wunderbaren Dienst, den Jesus tun wird, dass er die Hauptmerkmale seines Dienstes in Miniatur an Melchisedek gibt“. (Meyer)
g. Bleibt er Priester für immer: Dies bezieht sich entweder auf das Fortbestehen der priesterlichen Ordnung Melchisedeks oder es ist der Beweis dafür, dass Melchisedek eine alttestamentliche Erscheinung Jesu war. Jesu Priestertum dauert bis zum heutigen Tag und bis in die Ewigkeit an.
2. (4-10) Melchisedek ist größer als Abraham, weil Abraham Melchisedek den Zehnten gab und weil Melchisedek Abraham segnete.
So seht nun, wie groß der ist, dem selbst Abraham, der Patriarch, den Zehnten von der Beute gab! Zwar haben auch diejenigen von den Söhnen Levis, die das Priestertum empfangen, den Auftrag, vom Volk den Zehnten zu nehmen nach dem Gesetz, also von ihren Brüdern, obgleich diese aus Abrahams Lenden hervorgegangen sind; Der aber, der sein Geschlecht nicht von ihnen herleitet, hat von Abraham den Zehnten genommen und den gesegnet, der die Verheißungen hatte! Nun ist es aber unwidersprechlich so, dass der Geringere von dem Höhergestellten gesegnet wird; und hier nehmen sterbliche Menschen den Zehnten, dort aber einer, von dem bezeugt wird, dass er lebt. Und sozusagen ist durch Abraham auch für Levi, den Empfänger des Zehnten, der Zehnte entrichtet worden; denn er war noch in der Lende seines Vaters, als Melchisedek ihm begegnete.
a. Abraham gab den Zehnten von der Beute. (…) Die Söhne Levis (…) haben den Auftrag vom Volk den Zehnten zu nehmen nach dem Gesetz: Das levitische Priestertum empfing den Zehnten Israels aufgrund eines Auftrags. Abraham gab den Zehnten freiwillig an Melchisedek. Daher ist Abrahams Geben an Melchisedek größer als Israels Zahlung des Zehnten an die Priester, die von Mose eingesetzt waren.
i. Den Zehnten von der Beute: Beute bedeutet wörtlich: „vom Besten der Menge“ und meint den besten Teil der Kriegsbeute. Als Abraham Melchisedek den Zehnten gab, nahm er wörtlich „vom Allerbesten“.
b. Ist durch Abraham auch für Levi, den Empfänger des Zehnten, der Zehnte entrichtet worden: denn er war noch in der Lende seines Vaters, als Melchisedek ihm begegnete: Weil sich der ganze Stamm Levi genetisch gesehen in der Lende Abrahams befand, als dieser den Zehnten gab, brachte das alttestamentliche Priestertum dem Priestertum Melchisedeks den Zehnten dar. Dies zeigt, dass Melchisedek sich in einer Position der Autorität über Abraham und seinem Nachkommen Levi befindet.
i. Der Ausdruck „sozusagen“ in Hebräer 7,9 ist wichtig. Der Verfasser des Hebräerbriefs weiß, dass er eine sinnbildliche, allegorische Aussage trifft, daher will er nicht zu wörtlich verstanden werden.
c. Der Geringere wird von dem Höhergestellten gesegnet: Dieses Prinzip zeigt auch, dass Melchisedek höher als Abraham gestellt war, weil er Abraham segnete. Indem Abraham den Segen annahm, akzeptierte er die Tatsache, dass Melchisedek höhergestellt war.
i. „Der Segen, von dem hier die Rede ist, ist nicht einfach ein ‚ich wünsch dir alles Gute’. Dies sagt auch der Geringere zum Höhergestellten. Es ist stattdessen die Handlung einer Person, welche die Autorität hat, Gottes Absicht, dass er uns nämlich mit guten Dingen beschenken möchte, an uns weiterzugeben“. (Macknight, zitiert von Clarke)
C. Die Notwendigkeit eines neuen Priestertums.
1. (11) Das levitische Priestertum hat niemals etwas vollkommen gemacht.
Wenn nun durch das levitische Priestertum die Vollkommenheit [gekommen] wäre – denn unter diesem hat das Volk das Gesetz empfangen – , wozu wäre es noch nötig, dass ein anderer Priester nach der Weise Melchisedeks auftritt und nicht nach der Weise Aarons benannt wird?
a. Wenn nun durch das levitische Priestertum die Vollkommenheit [gekommen] wäre: Dies zeigt die Notwendigkeit einer anderen Art von Priestertum. Wenn Vollkommenheit durch das levitische Priestertum gekommen wäre, wäre ein anderes Priestertum unnötig gewesen.
i. Die bloße Tatsache, dass Gott in Psalm 110,4 einen Priester nach der Weise Melchisedeks beschreibt, zeigt, dass dem Priestertum nach der Weise Aarons etwas fehlt. Gott würde nicht unnötigerweise ein neues Priestertum einsetzen.
ii. Der Ausdruck levitisches Priestertum beschreibt das jüdische Priestertum des Alten Testaments. Es wird levitisch genannt, weil ein Großteil der Anweisungen für das alttestamentliche Priestertum im Buch Levitikus (3.Mose) stehen.
b. Denn unter diesem hat das Volk das Gesetz empfangen: Das alttestamentliche Priestertum ist das Priestertum, das man mit dem mosaischen Gesetz in Verbindung bringt. Das Priestertum Melchisedeks steht in Verbindung zu Abraham, nicht zu Mose.
2. (12) Das sich verändernde Priestertum und die Änderung der Stellung des mosaischen Gesetzes.
Denn wenn das Priestertum verändert wird, so muss notwendigerweise auch eine Änderung des Gesetzes erfolgen.
a. Wenn das Priestertum verändert wird: Dies ist eine logische Schlussfolgerung aus Psalm 110,4. Gott würde niemals ein neues Priestertum einsetzen, wenn es nicht notwendig wäre und er würde niemals ein schlechteres Priestertum einsetzen. Die bloße Erwähnung der Weise Melchisedeks zeigt, dass Gott eine Änderung des Priestertums wollte.
b. Notwendigerweise: Das Priestertum Aarons war mit dem mosaischen Gesetz verbunden. Wenn sich also das Priestertum verändert, sollten wir auch Veränderungen im Status oder in der Stellung des Gesetzes erwarten.
3. (13-14) Jesus konnte nach dem mosaischen Gesetz kein Priester sein, weil er dem falschen Stamm angehörte.
Denn derjenige, von dem diese Dinge gesagt werden, gehört einem anderen Stamm an, von dem keiner am Altar gedient hat; denn es ist ja bekannt, dass unser Herr aus Juda entsprossen ist; und zu diesem Stamm hat Mose nichts über ein Priestertum geredet.
a. Ein anderer Stamm, von dem keiner am Altar gedient hat: Unter dem mosaischen Gesetz hatte Gott ausdrücklich geboten, dass nur die aus dem Stamm Levi am Altar Opfer darbringen durften.
b. Denn derjenige, von dem diese Dinge gesagt werden, gehört einem anderen Stamm an: Jesus stammt offensichtlich nicht von der Familie Aarons oder vom Stamm Levi ab. Der Stamm Juda (der Stamm, dem Jesus angehörte), hatte nicht mit dem aaronitischen Priestertum, dem Priestertum, das zum mosaischen Gesetz gehörte, zu tun. Nach dem Priestertum Aarons und dem mosaischen Gesetz konnte Jesus niemals Priester sein. Wenn er unser Hoherpriester ist, so muss sein Amt auf einer anderen Ordnung basieren.
4. (15-17) Gottes Verkündigung in Psalm 110,4, dass der Messias zu einer anderen Art Priestertum gehört.
Und noch viel klarer liegt die Sache, wenn ein anderer Priester auftritt, von gleicher Art wie Melchisedek, der es nicht geworden ist aufgrund einer Gesetzesbestimmung, die auf fleischlicher (Abstammung) beruht, sondern aufgrund der Kraft unauflöslichen Lebens; denn er bezeugt: „Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks“.
a. Nicht (…) aufgrund einer Gesetzesbestimmung: Jesu Priestertum basiert nicht auf einem Gesetz oder auf Vererbung (Abstammung), sondern auf der Kraft des unauflöslichen Lebens Gottes.
b. Du bist Priester in Ewigkeit: Das konnte auch von dem Messias gesagt werden, der ein Priester nach der Weise Melchisedeks war. Dies hätte man niemals von einem Priester nach der Weise Aarons sagen können, keiner von ihnen hatte die Kraft unauflöslichen Lebens und jeder von ihnen diente nur eine begrenzte Zeit als Priester, begrenzt durch ihre Lebensdauer.
c. Aufgrund der Kraft unauflöslichen Lebens: Matthäus 27,1 sagt: „Als es aber Morgen geworden war, hielten alle obersten Priester und die Ältesten des Volkes einen Rat gegen Jesus, um ihn zu töten“. Unter den Verschwörern, die Jesus töten wollten, waren Priester nach der Weise Melchisedeks. Aber durch die Kraft unauflöslichen Lebens zeigte Jesus durch seinen Triumph über den Tod, dass sein Priestertum hochrangiger war.
5. (18-19) Warum das Gesetz als Weg zur Herstellung einer Beziehung und eines Zugangs zu Gott aufgehoben ist.
Damit erfolgt nämlich eine Aufhebung des vorher gültigen Gebotes wegen seiner Kraftlosigkeit und Nutzlosigkeit – denn das Gesetz hat nichts zur Vollkommenheit gebracht – , zugleich aber die Einführung einer besseren Hoffnung, durch die wir Gott nahen können.
a. Wegen seiner Kraftlosigkeit und Nutzlosigkeit: In seiner Schwachheit und Nutzlosigkeit konnte das Gesetz nichts zur Vollkommenheit bringen. Das Gesetz ist gut darin, Gottes vollkommenen Standard weiterzugeben, aber es kann nicht die Fähigkeit vermitteln, diesen Standard zu halten.
i. „Mögen es alle gesetzlichen Gläubigen erkennen: Das Gesetz hat nichts zur Vollkommenheit gebracht. Mögen es die Sieben-Tage-Adventisten erkennen: Das Gesetz hat nichts zur Vollkommenheit gebracht. Alle die, welche vom Gesetz als einer Regel fürs Leben träumen, sollten sich daran erinnern: Das Gesetz hat nichts zur Vollkommenheit gebracht“. (Newell)
b. Das Gesetz hat nichts zur Vollkommenheit gebracht: Das Gesetz ist wertvoll, weil es uns Gottes vollkommenen Standard zeigt, aber es war ursprünglich nicht dazu bestimmt, die Grundlage für das Leben eines Christen mit Gott zu sein, weil das Gesetz kraft- und nutzlos ist, da es meine Seele nicht erretten oder mir die Macht über Sünde geben kann.
i. Wie ein Experte trifft das Gesetz die Diagnose über unser Problem mit der Sünde und das ist absolut notwendig. Aber das Gesetz bietet nicht das Heilmittel für dieses Problem. Nur Jesus kann uns von unserer Sünde heilen.
c. Zugleich: Weil wir jetzt in Jesus eine bessere Hoffnung haben, durch die wir Gott nahen können, ist es falsch zurückzugehen und unseren Wandel als Christ auf dem Gesetz aufzubauen. Deswegen ist das Gesetz „annulliert“ oder beiseite gestellt in der Hinsicht, dass es nicht länger das dominierende Prinzip unseres Lebens und besonders unserer Beziehung zu Gott ist.
i. „Das griechische Wort athetesis, das hier mit „aufheben“ übersetzt ist, ist das gleiche Wort, das auch in Hebräer 9,26 für ‚zur Aufhebung der Sünde durch das Opfer seiner selbst gebraucht wird’. Das Aufheben des Gesetzes ist genauso uneingeschränkt und rechtskräftig wie das Aufheben der Sünde!“ (Newell)
ii. Das Gesetz gibt uns keine bessere Hoffnung: Das Gesetz führt uns nicht näher zu Gott wie die Gnade Gottes, die uns in Jesus gegeben ist, das tut. Trotzdem leben viele Christen in einer gesetzlichen Beziehung mit Gott statt in einer Gnadenbeziehung.
i. „Obwohl das Gesetz eine wertvolle Funktion ausübte, lag seine große Schwäche darin, dass es selbst denen, die das Gesetz hielten, weder Leben noch Kraft geben konnte, ganz zu schweigen von denn, die dies nicht taten. Tatsächlich war es nicht seine Aufgabe, Kraft zu geben, sondern einen Standard zu schaffen, mit dem der Mensch seine eigene moralische Stellung bewerten konnte. Die Nutzlosigkeit des Gesetzes sollte nicht als absolute Wertlosigkeit angesehen werden, sondern als Ineffektivität, weil es keine bleibende Möglichkeit bieten konnte, mit deren Hilfe man sich Gott mittels eines absolut passenden Opfers nähern konnte“. (Guthrie)
d. Eine Aufhebung des vorher gültigen Gebotes (…) zugleich aber die Einführung einer besseren Hoffnung: Der Verfasser kam zur gleichen Schlussfolgerung über das Gesetz wie Paulus in Galater 3,19-25, aber er gelangte auf völlig anderem Weg zu diesem Fazit. Im Galaterbrief verdeutlicht Paulus das Gesetz als einen Lehrmeister, der uns zu Jesus bringt. Im Hebräerbrief wird die Verbindung des Gesetzes mit einem Priestertum, das von einem überlegenen Priestertum überholt worden war, aufgezeigt.
i. „Hör auf, an Reinigung zu denken und denk an den Reinigenden; versage es Dir, über Befreiung nachzudenken und beschäftige dich mit dem Befreier“. (Meyer)
e. Eine bessere Hoffnung, durch die wir Gott nahen können: Weil wir ein besseres Priestertum und einen besseren Hohenpriester haben, haben wir auch eine bessere Hoffnung und können uns Gott nahen. Unsere Hoffnung liegt auf Christus, nicht im mosaischen Gesetz oder in unsere Fähigkeit, es zu halten.
i. Dies sollte unsere Begeisterung über den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem dämpfen. Die kleinen Gruppen hingegebener Juden, die sich dem Wiederaufbau des Tempels verschrieben haben, haben einen spannenden Platz in Gottes prophetischem Plan. Aber jeder, der das aaronitische Priestertum wiedereinführen und die levitischen Opfer (besonders zur Erlösung von Sünden) wieder aufnehmen will, verleugnet das bessere Priestertum und das ultimative Opfer Jesu.
D. Die Überlegenheit unseres Hohepriesters.
1. (20-21) Jesus wurde durch den direkten Schwur Gottes zum Hohepriester.
Und insofern dies nicht ohne Eidschwur geschah – denn jene sind ohne Eidschwur Priester geworden, dieser aber mit einem Eid durch den, der zu Ihm sprach: „Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: ‚Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks’“.
a. Und insofern dies nicht ohne Eidschwur geschah: Das Priestertum Jesu wurde mittels eines Schwurs eingesetzt wie in Psalm 110,4 nachzulesen ist: „Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: ‚Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks’“.
b. Denn jene sind ohne Eidschwur Priester geworden: Der Hohepriester nach der Weise Melchisedeks wurde per Erbfolge, nicht anhand des persönlichen Charakters oder durch einen Schwur Gottes eingesetzt. Bei Jesus und der priesterlichen Weise Melchisedeks war das anders. Gott besiegelte seine Wahl sogar mit einem Schwur.
2. (22) Jesus: Unsere Garantie eines besseren Bundes.
[Insofern] ist Jesus um so mehr der Bürge eines besseren Bundes geworden.
a. Jesus ist Bürge geworden: Das griechische Wort egguos, das hier mit „Bürge“ übersetzt ist, beschreibt jemanden, der eine Sicherheit stellt, einen Darlehensvertrag mitunterzeichnet oder Kaution für einen Gefangenen stellt. Jesusselbst ist die Garantie eines besseren Bundes.
b. Eines besseren Bundes: Der Alte Bund hatte einen Mittler (Mose), aber niemanden, der für das Volk bürgte. Deswegen versagten sie immer wieder unter diesem Bund. Aber im Neuen Bund – einem besseren Bund – gibt es jemanden, der den Vertrag in unserem Namen garantiert. Deswegen ist der Neue Bund von dem abhängig, was Jesus getan hat, nicht von dem, was wir tun. Er ist der Bürge, nicht wir.
c. Bund: Das Wort, das hier für „Bund“ (griechisch: diatheke) verwendet wird, ist nicht der üblicherweise benutzte Ausdruck für „Bund“ (syntheke). Die wörtliche Bedeutung von diatheke beinhaltet eher den Gedanken eines Testaments im Sinne eines letzten Willens. Vielleicht versucht der Verfasser zu betonen, dass es sich hier um eine diktierte (also vorgegebene) Vereinbarung handelt, während ein Bund eher eine Vereinbarung zwischen zwei gleichen Parteien ist. Die Vereinbarung, dank derer wir Gott durch Jesus begegnen ist nicht etwas, dass wir mit ihm ausgehandelt haben. Er hat uns die Bedingungen diktiert und wir können diese Vorgaben entweder akzeptieren oder ablehnen.
d. Um so mehr: Dieser Begriff „um so mehr“ spricht von der überwältigenden Erhabenheit Jesu Christi und beweist, dass er sowohl würdig als auch in der Lage ist, unsere Garantie zu sein. Der, der mit uns diesen besseren Bund unterzeichnet.
3. (23-25) Ein unveränderliches Priestertum bedeutet ewige Errettung.
Und jene sind in großer Anzahl Priester geworden, weil der Tod sie am Bleiben hinderte; er aber hat, weil er in Ewigkeit bleibt, ein unübertragbares Priestertum. Daher kann er auch diejenigen vollkommen erretten, die durch ihn zu Gott kommen, weil er für immer lebt, um für sie einzutreten.
a. Und jene sind in großer Anzahl Priester geworden: Das Priestertum unter dem mosaischen Gesetz veränderte sich ständig, daher war es im Laufe der Jahre mal besser, mal schlechter, je nach Charakter der Priester. Im Gegensatz dazu hat Jesus ein unübertragbares (nicht veränderliches) Priestertum. Jesus wird niemals sterben und hat ein bleibendes und unveränderliches Priestertum. Wir müssen uns keine Sorgen darum machen, dass ein „schlechter Priester“ ihn ersetzen könnte.
b. In Ewigkeit bleibt: Das griechische Wort drückt aus, dass jemand „Diener bleibt“. Jesus bleibt in Ewigkeit und er bleibt Diener in Ewigkeit, selbst nachdem er in den Himmel gefahren ist.
c. Daher kann er auch diejenigen vollkommen erretten: Die unveränderliche Natur des Priestertums Jesu bedeutet, dass die Errettung, die er uns gibt, auch unveränderlich, bleibend und sicher ist. Weil er in Ewigkeit unser Hohepriester bleibt, kann er für die Ewigkeit erretten.
i. „Das Verb ‚erretten’ wird uneingeschränkt gebraucht. Das bedeutet, dass Christus auf größte, allumfassendste Art und Weise errettet, er errettet die Menschheit in allen Gebieten, in denen sie Errettung nötig hat“. (Morris)
d. Die durch ihn zu Gott kommen: Dies zeigt uns, wen Jesus erretten kann. Hier sind die gemeint, die im Sohn bleiben und die Gemeinschaft mit dem Vater haben. Es zeigt auch, zu wem wir gehen müssen, wenn wir errettet werden wollen: zu Gott. Es ist eine Sache, zur Gemeinde zu gehen. Es ist eine andere Sache zu Gott zu kommen.
i. Hier wird der Stellenwert des Bleibens für die Heilsgewissheit des Gläubigen verdeutlicht. Wenn wir durch ihn zu Gott kommen, errettet er uns vollkommen. In Jesus finden wir vollständige Heilsgewissheit.
e. Weil er für immer lebt, um für sie einzutreten: Es stärkt uns zu wissen, dass Jesus für uns betet und dass er für immer lebt um für uns zu beten. Das ist eine riesige Ermutigung für jeden, der am liebsten aufgeben würde.
i. Römer 8,33-34 macht deutlich, dass der Apostel Paulus dieses Werk der Fürbitte, das Jesus für uns tut, für sehr wichtig hält. Dort zeigt er auf, dass Jesus uns durch seine Fürbitte gegen jede Anklage oder Verdammnis verteidigt.
ii. „Unser gelobter Herr tut für uns Fürbitte, aber er beschwichtigt oder besänftigt Gott in keiner Weise. Alles, was Gottes heiliges Wesen und seine gerechte Herrschaft fordern könnten, wurde ein für allemal, vollständig und für immer am Kreuz bezahlt“. (Newell)
iii. Jesus tut nicht für uns Fürbitte, um einen verärgerten Vater, der uns vernichten möchte, versöhnlich zu stimmen. Er leiert nicht immerzu Gebete für sein Volk herunter. Es bedeutet, dass er uns beständig vor dem Vater vertritt, so dass wir uns durch ihn Gott nähern können und dass er uns gegen Satans Anschuldigungen und Angriffe verteidigt.
iv. Lukas 22,31-32 ist ein Beispiel der Fürbitte Jesu für seine Nachfolger: „Simon, Simon, siehe, der Satan hat euch begehrt, um euch zu sichten wie den Weizen; ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre; und wenn du einst umgekehrt bist, so stärke deine Brüder!“ Jesus betet, um uns in Anfechtungen, Angriffen und gegen Satans Anschuldigungen zu stärken.
4. (26-28) Jesus ist besser qualifiziert ein Hoherpriester zu sein als jeder Priester unter dem mosaischen Gesetz.
Denn ein solcher Hoherpriester tat uns not, der heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern abgesondert und höher als die Himmel ist, der es nicht wie die Hohenpriester täglich nötig hat, zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen, danach für die des Volkes; denn dieses [letztere] hat er ein für allemal getan, indem er sich selbst als Opfer darbrachte. Denn das Gesetz bestimmt Menschen zu Hohenpriestern, die mit Schwachheit behaftet sind; das Wort des Eidschwurs aber, der nach der Einführung des Gesetzes erfolgte, den Sohn, der für alle Ewigkeit vollkommen ist.
a. Denn ein solcher Hoherpriester tat uns not: Die Priester unter dem mosaischen Gesetz hatten nicht den einzigartigen Charakter des Sohnes Gottes. Jesus ist heilig, unschuldig (ohne Arglist oder Betrug), unbefleckt, von den Sündern abgesondert (in dem Sinne, dass er ihre Sünden nicht teilt). Jesu’ Charakter ist dem aller irdischer Priester weit überlegen.
i. Der Gläubige sollte sich solcher Bibelstellen, die Jesus erheben und seine Überlegenheit zeigen, rühmen. „Die Überlegenheit unseres Herrn Jesus ist ein Thema, das nicht jeden interessieren wird. Viele halten dies für eine himmlische Vorstellung, wenn nicht gar für ein Märchen. Trotzdem wird es gemäß der Erwählung der Gnade einen Überrest geben, für den dieser Gedanke unbeschreiblich süß und kostbar ist“. (Spurgeon)
b. Und höher als die Himmel ist: Zwei Tatsachen beweisen den vollkommenen Charakter Jesu: erstens seine Erhöhung im Himmel und zweitens, dass er es nicht täglich nötig hatte, für die eigenen Sünden Opfer darzubringen.
c. Indem er sich selbst als Opfer darbrachte: Das ist völlig einzigartig. Ein Priester bringt vielleicht ein Opfer und opfert es selbst auf dem Altar. Aber Jesus war beides, der Priester und das Opfer. Das ist das beste Opfer, das Gott dem Vater dargebracht wird; geopfert durch den besten Priester.
i. Als er sich selbst opferte, war dies ein williges Opfer. „Oh, dies macht das Opfer Christi so gesegnet und herrlich! Man zerrte die Bullen und Schafe zum Altar, band die Kälber mit Seilen an die Hörner des Altars; aber der Christus Gottes war anders. Niemand zwang ihn zu sterben, er legte sein Leben freiwillig nieder, weil er die Macht hatte es niederzulegen und es sich wiederzunehmen“. (Spurgeon)
d. Denn das Gesetz bestimmt Menschen zu Hohenpriestern, die mit Schwachheit behaftet sind: Unter dem Gesetz des Mose waren Priester immer Männer mit Schwachheiten. Aber Jesus ist ein Sohn, der für alle Ewigkeit vollkommen ist. Weil er ein vollkommener Hohepriester ist, konnte er sich selbst als vollkommenes Opfer für unsere Sünden darbringen. Jesus ist vollkommen dazu qualifiziert, unser vollkommener Hohepriester zu sein – vollkommen für alle Ewigkeit.
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