Hebräer 3 – Jesus ist größer als Mose
A. Denkt über Jesus nach.
1. (1a) Wer wir durch unseren herausragenden Retters sind.
Daher, ihr heiligen Brüder, die ihr Anteil habt an der himmlischen Berufung.
a. Daher: Im vorigen Kapitel haben wir Jesus als unseren himmlischen Hohepriester kennengelernt. Diese Tatsache hilft uns besser zu verstehen, wer wir sind. Für ein gesundes Leben als Christ ist es absolut notwendig zu erkennen, wer wir im Lichte dessen sind, wer Jesus ist und was er getan hat. Es bewahrt uns vor den gleichen Abgründen der Entmutigung, vor denen die hebräischen Christen standen.
b. Heilige Brüder: Das sind wir, weil Jesus uns so sieht. „Unser himmlischer, heiliger Hohepriester schämte sich nicht, sie Brüder zu nennen“ (Hebräer 2,11). Die Tatsache, dass Jesus uns seine heiligen Brüder nennt, sollten wir als Segen und Ermutigung ansehen.
c. Die ihr Anteil habt an der himmlischen Berufung:Weil Jesus sich verpflichtet hat „viele Söhne zur Herrlichkeit zu führen“ (Hebräer 2,10), haben wir Anteil an seiner himmlischen Berufung. Das soll uns segnen und ermutigen durchzuhalten – auch in schwierigen Zeiten oder in Anfechtungen.
2. (1b) Daher: was wir tun sollen angesichts des vorigen Abschnitts:
Betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Christus Jesus.
a. Betrachtet den Apostel: Wir verwenden dieses Wort nicht oft für Jesus, aber er ist unser Apostel. Das griechische Wort, das hier mit „Apostel“ übersetzt wird, beschreibt so etwas wie einen Botschafter. Jesus ist der höchste Botschafter des Vaters (Hebräer 1,1-2). Gott der Vater hatte eine Botschaft der Liebe zu übermitteln, die so wichtig war, dass er sie durch Christus Jesus sandte.
i. Das griechische Wort für „betrachten“ ist katanoein: „Es bedeutet nicht einfach etwas anzusehen oder etwas zu bemerken. Jeder kann etwas ansehen oder es bemerken, ohne es wirklich zu sehen. Das Wort bedeutet, die Aufmerksamkeit in einer Weise auf etwas zu richten, so dass seine innere Bedeutung erkannt wird und die Lektion, die es vermitteln soll, aufgenommen werden kann“. (Barclay) Das gleiche Wort wird auch in Lukas 12,24 verwendet („Betrachtet die Raben, die...“). Es ist eine ernsthafte Aufforderung anzuschauen, zu lernen und zu verstehen.
ii. Ganz einfach: Betrachte!Betrachte, dass Gott dich so sehr liebt, dass er den höchsten Botschafter, Christus Jesus, sandte. Denk’ darüber nach, wie wichtig es für dich ist, aufmerksam auf Gottes hervorragendsten Apostel, Christus Jesus zu achten.
iii. Gott selbst erwählte sich seine Botschafter für die Gemeinde, die bevollmächtigt waren. Daran denken wir, wenn wir an die ersten zwölf Apostel denken. Gott wählt immer noch Botschafter aus, wenn auch geringer bevollmächtigt, und in dieser Hinsicht sind wir alle Botschafter für Gott. Und doch war und ist Jesus der ultimative Botschafter des Vaters.
b. Betrachtet den … Hohenpriester: Jesus ist der Eine, der uns auf vollkommene Art und Weise vor dem Vater vertritt und der den Vater vor uns repräsentiert. Gott sorgt sich so sehr um uns, dass er den höchsten Mittler, den höchsten Hohenpriester zwischen sich und die sündigen Menschen stellte.
i. Die Aufforderung ist klar: Betrachte. Denk darüber nach, dass Gott dich so sehr liebt, dass er dir einen so großartigen Hohenpriester gibt. Machen wir uns bewusst: Wenn uns so ein großartiger Hohepriester gegeben ist, so müssen wir ihn ehren und uns ihm unterordnen, dem Hohepriester, der Christus Jesus ist.
c. Unseres Bekenntnisses: Jesus ist der Botschafter und der Mittlerunseres Bekenntnisses. Wir bekennen unser Christsein durch unser Reden und auch durch unser Leben (Matthäus 10,32, Römer 10,9).
i. Das Wort „Bekenntnis“ bedeutet „dasselbe zu sagen“. Wenn wir unsere Sünden bekennen, sagen wir über sie „dasselbe“ wie Gott. Bezüglich ihrer Errettung sagen alle Christen „dasselbe“ über die Notwendigkeit errettet zu werden und über Gottes Vorsorge in Jesus.
3. (2) Betrachte, dass Jesus in seinen Pflichten dem Vater gegenüber treu ist.
Welcher dem treu ist, der ihn eingesetzt hat, wie es auch Mose war in seinem ganzen Haus.
a. Welcher treu ist: Wenn wir die vergangene Treue Jesu betrachten, verstehen wir, dass er auch weiterhintreu sein wird. Wie er dem Vater gegenüber treu war, der ihn eingesetzt hat, wird er auch uns treu sein. Diese Tatsache sollte uns ermutigen und ein Segen für uns sein.
b. Wie es auch Mose war in seinem ganzen Haus: Mose zeigte eine erstaunliche Treue in seinem Dienst. Jesus aber zeigte vollkommene Treue, die sogar Moses Treue übertraf.
B. Jesus ist Moses übergeordnet.
1. (3a) Jesus empfing mehr Ehre als Mose.
Denn dieser ist größerer Ehre wertgeachtet worden als Mose.
a. Mose: Mose empfing viel Ehre von Gott. Das wird deutlich durch sein strahlendes Angesicht, nachdem er Zeit mit Gott verbracht hatte (2.Mose 34,29-35). Das sehen wir auch in Gottes Rechtfertigung für Mose vor Miriam und Aaron (4.Mose 12,6-8) und den Söhnen Korahs (4.Mose 16).
b. Denn dieser ist größerer Ehre wertgeachtet worden als Mose: Aber Jesus empfing weitaus größere Ehre vom Vater. Das wird deutlich bei der Taufe (Matthäus 3,16-17), der Verklärung (Markus 9,7) und der Auferstehung Jesu (Apostelgeschichte.2,26-27 und Apostelgeschichte 2,31-33).
2. (3b-6) Mose, der Diener – Jesus, der Sohn.
Wie ja doch der, welcher ein Haus gebaut hat, mehr Ehre hat als das Haus selbst. Denn jedes Haus wird von jemand gebaut; der aber alles gebaut hat, ist Gott. Auch Mose ist treu gewesen als Diener in seinem ganzen Haus, zum Zeugnis dessen, was verkündet werden sollte, Christus aber als Sohn über sein eigenes Haus; und sein Haus sind wir, wenn wir die Zuversicht und das Rühmen der Hoffnung bis zum Ende standhaft festhalten.
a. Wie ja doch der, welcher ein Haus gebaut hat, mehr Ehre hat als das Haus selbst: Mose war ein Teil des Haushaltes Gottes, aber Jesus ist der Erbauer dieses Hauses und deshalb der größeren Ehre würdig.
i. Die Rabbis sahen Mose als großartigsten Menschen an, der jemals gelebt hat, größer noch als die Engel. Der Verfasser dieses Briefes an die Hebräer kritisiert Mose nicht, aber er betrachtet ihn in einem angemessen Verhältnis zu Jesus.
b. Auch Mose ist treu gewesen als Diener in seinem ganzen Haus (…) Christus aber als Sohn über sein ganzes Haus:Mose war ein treuer Diener, aber er wurde im Gegensatz zu Jesus niemals Sohn genannt. Dies zeigt, dass Jesus größer als Mose ist.
c. Und sein Haus sind wir, wenn wir bis zum Ende standhaft festhalten: Wir sind Teil des Hauses Jesu, wenn wir standhaft festhalten. Der Autor ermutigt die, welche am liebsten umgekehrt wären und hilft ihnen standhaft festzuhalten, indem er ihnen das Gute aufzeigt, das zum Leben mit Jesus dazugehört.
i. Wahre Hingabe zu Jesus zeigt sich über einen langen Zeitraum, nicht durch einen stürmischen Beginn. Wir vertrauen darauf, dass der, welcher in euch ein gutes Werk angefangen hat, es auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi (Phil.1,6).
ii. Sein Haus sind wir: 1.Petrus 2,4-5 sagt, dass wir als geistliches Haus aufgebaut werden. Gott baut ein Werk durch sein Volk, genauso, wie jemand ein Haus baut.
C. Die Schlussfolgerung aus der Tatsache, dass Jesus größer ist als Mose.
1. (7-11) Ein Zitat aus Psalm 95,7-11 und seine Bedeutung.
Darum, wie der Heilige Geist spricht: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht, wie in der Auflehnung, am Tag der Versuchung in der Wüste, wo mich eure Väter versuchten; sie prüften mich und sahen meine Werke 40 Jahre lang. Darum wurde ich zornig über jenes Geschlecht und sprach: Immer gehen sie in ihrem Herzen in die Irre, und sie haben meine Wege nicht erkannt, so dass ich schwor in meinem Zorn: Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen!“
a. Verstockt eure Herzen nicht:Gott erwartete vom Volk Israel, dass es sich Mose unterordnete, ihm nachfolgte und ihm vertraute. Von uns erwartet Gott, dass wir uns Jesus unterordnen, ihm nachfolgen und vertrauen, weil er ein viel größerer Leiter als Mose ist.
i. Die Aussage ist klar. Wenn der Heilige Geist spricht müssen wir auf seine Stimme hören und dürfen unseren Herzen nicht erlauben sich zu verhärten. Wir hören den Heiligen Geist in der Schrift (Gottes Wort), in den Herzen seiner Gläubigen, in denen, die er zur Errettung ruft und in seinen Werken.
ii. Genauso, wie der Geist auf vielerlei Arten spricht, können auch wir auf vielerlei Weise unser Herz verhärten.
· Manche verstocken ihre Herzen, indem sie in ihre alte Gleichgültigkeit zurückfallen.
· Manche verstocken ihre Herzen durch Unglauben.
· Manche verstocken ihre Herzen, indem sie um weitere Zeichen bitten.
· Manche verstocken ihre Herzen, indem sie die Gnade Gottes voraussetzen.
b. Heute: Die Stimme des Heiligen Geistes ist eindringlich. Er drängt uns nicht dazu, unser Leben mit Gott morgen in Ordnung zu bringen oder auf gestern zu vertrauen – der Heilige Geist bewegt uns heute zu handeln.
i. Der Heilige Geist sagt uns „Heute!“, weil seine Einladung aufrichtig ist. Er sagt auch deshalb „Heute!“, weil er wirklich möchte, dass wir zu Jesus kommen. Wenn mich jemand zu sich nach Hause zum Abendessen einlädt, aber weder Tag noch Zeit nennt, weiß ich, dass diese Einladung noch nicht wirklich steht. Aber wenn jemand sagt: „Komm an dem und dem Tag zu der und der Uhrzeit“, dann weiß ich, dass die Einladung auch aufrichtig gemeint ist, dass man wirklich möchte, dass ich komme, dass mein Gastgeber auf mein Kommen vorbereitet ist und mich tatsächlich erwartet. Der Heilige Geist nennt dir eine Zeit für seine Einladung – heute.
ii. Charles Spurgeon erklärt, warum der Heilige Geist so eindringlich spricht: „Er wartet darauf, seine Lieblingsaufgabe als Tröster ausüben zu können. Er kann die Seele, die nicht nach Gott fragt, nicht trösten. Er kann nicht die trösten, die ihre Herzen verhärtet haben. Trost wäre für die Ungläubigen ihre Zerstörung. Er freut sich aber daran, der Tröster zu sein. Er ist vom Vater gesandt, besonders diese Aufgabe wahrzunehmen. Er tröstet das Volk Gottes, er hält mit suchenden Augen nach denen Ausschau, die zerbrochenen und zerschlagenen Geistes sind um ihnen die Salbe von Gilead (Jer. 8,22) zu geben und ihre Wunden zu heilen“.
iii. Auch uns muss sehr wichtig sein, dass es heute geschieht. „Stell dir den stärksten Mann vor, den du kennst, und nimm einmal an, dass dein ewiges Wohlergehen davon abhängt, ob er im nächsten Jahr noch am Leben ist oder nicht. Mit welch großer Sorge würdest Du vernehmen, dass er krank ist? Wie besorgt wärst du um seine Gesundheit? Also, Sünder, du riskierst deine Errettung, wenn du nicht noch heute eine Entscheidung für Jesus triffst, weil du nicht wissen kannst, wie lange dein Leben noch dauern wird. Ist das etwa sicherer?“ (Spurgeon)
c. Wie in der Auflehnung, am Tag der Versuchung: Der Tag der Versuchung bezieht sich auf die Versuchung in Meriba (4.Mose 20,1-13). Im weiteren Sinn spricht es auch von Israels Weigerung zu vertrauen und nach dem Auszug aus Ägypten das Verheißene Land zu betreten (4.Mose 13,30-14,10). Gott konnte ihren Unglauben nicht akzeptieren und verurteilte die Generation derjenigen, die nicht glaubten dazu, in der Wüste zu sterben (4.Mose 14,22-23 und 14,28-32).
d. Und sahen meine Werke 40 Jahre lang: Wegen ihres Unglaubens stand das Volk Israel dem Gericht gegenüber, das 40 Jahre angewachsen war. Diese Warnung im Hebräerbrief wurde ca. 40 Jahre, nachdem die Juden Jesus zum ersten Mal abgelehnt hatten, aufgeschrieben. Gottes Zorn kam schnell über das jüdische Volk, das Jesus abgelehnt hatte und gipfelte später in der Zerstörung Jerusalems durch die Römer.
e. Darum wurde ich zornig über jenes Geschlecht: Gott war auf jenes Geschlecht zornig wegen seines Unglaubens. Sie weigerten sich, Gott für die großen Dinge, die er verheißen hatte, zu vertrauen und sie waren unwillig im Glauben weiter zugehen.
2. (12-15) Habt acht: Seid nicht wie das Geschlecht, das in der Wüste ums Leben kam.
Habt acht, ihr Brüder, dass nicht in einem von euch ein böses, ungläubiges Herz sei, das im Begriff ist, von dem lebendigen Gott abzufallen! Ermahnt einander vielmehr jeden Tag, solange es »Heute« heißt, damit nicht jemand unter euch verstockt wird durch den Betrug der Sünde! Denn wir haben Anteil an Christus bekommen, wenn wir die anfängliche Zuversicht bis ans Ende standhaft festhalten, solange gesagt wird: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht, wie in der Auflehnung“.
a. Dass nicht in einem von euch ein böses, ungläubiges Herz sei: Das sind harte Worte, aber wir unterschätzen oft die schreckliche Natur unseres Unglaubens. Die Weigerung Gott zu glauben ist eine ernst zu nehmende Sünde. Sie zeigt ein böses Herz und einen Abfall von dem lebendigen Gott.
i. „Unglaube ist nicht die Unfähigkeit zu verstehen, sondern die Unwilligkeit zu vertrauen. (…) Es ist der Wille, nicht der Intellekt, der hier entscheidend ist“. (Newell)
ii. Man kann aufrichtig an Gott glauben und doch gelegentlich von Zweifeln geplagt sein. Das ist der Zweifel, der Gottes Verheißungen möchte, aber für einen Moment schwachen Glaubens ist. Unglaube ist nicht schwacher Glauben, sondern er ist das Gegenteil des Glaubens.
iii. „Von der großen Sünde des Unglaubens an den Herrn Jesus Christus wird oft leichtfertig gesprochen, so, als ob es gar keine richtige Sünde sei. Und doch wird in diesem Text und im Zusammenhang der ganzen Schrift deutlich, dass Unglaube bedeutet, Gott einen Lügner zu nennen und was könnte schlimmer sein?“ (Spurgeon)
iv. „Horche, oh Ungläubiger, du hast gesagt: ‚Ich kann nicht glauben’, aber es wäre ehrlicher, wenn du gesagt hättest: ‚Ich will nicht glauben’. Darin liegt die Gefahr. Dein Unglaube ist deine Schuld, nicht ein Unglück, das dir zugestoßen ist. Es ist eine Krankheit, aber es ist auch ein Verbrechen: Es ist dir eine schreckliche Quelle des Elends. Aber das ist so auch richtig und gerecht, denn es ist ein scheußliche Beleidigung gegen den Gott der Wahrheit“. (Spurgeon)
v. „Haben Menschen nicht schon oft gesagt: ‚Ich habe jahrelang versucht zu glauben’. Schreckliche Worte! Sie machen die Sache nur schlimmer. Stell dir vor, jemand käme, nachdem ich etwas Bestimmtes gesagt hätte, auf mich zu und würde sagen, dass er mir nicht glauben könne, obwohl er es wirklich gerne täte. Ich wäre sicherlich gekränkt. Er würde aber die Angelegenheit noch schlimmer machen, wenn er hinzufügen würde, dass er es schon seit Jahren versuche, aber es einfach nicht könne. Was meint er damit? Er kann damit nur meinen, dass ich so gründlich Unrecht habe und solch ein hartnäckiger Lügner bin, dass er, obwohl er es ja versucht habe, mir wirklich nicht glauben kann. Trotz aller Bemühungen, die er zu meinen Gunsten anstellt, liegt es da außerhalb seiner Möglichkeiten mir zu glauben? Nun, ein Mann, der sagt: ‚Ich habe versucht an Gott zu glauben’, sagt in Wahrheit genau dies über Gott den Allerhöchsten“. (Spurgeon)
b. Ermahnt einander vielmehr jeden Tag: Wenn wir unseren Glauben stärken und den Ruin des Unglaubens vermeiden wollen, müssen wir uns mit Christen umgeben, die ermahnen, die uns also auf „ernste Weise ermutigen“. Da haben wir eine große Verantwortung. Wir sollen andere ermahnen und uns ermahnen lassen. Wir sollen einander täglich ermahnen. Kritisieren und Richten ist einfach, aber das ist kein Ermahnen.
i. Wenn man keine Gemeinschaft mit anderen Christen hat, kann man nicht ermahnen und auch nicht ermahnt werden. Dann gibt es viel weniger, dass uns davon abhält, durch den Betrug der Sünde verstockt zu werden.
ii. Manche denken, Jesu Gebot, uns nicht mit dem „Splitter im Auge des Bruders“ zu beschäftigen, während wir selbst „einen Balken im Auge“ haben (Matthäus 7,5), zeige auf, dass wir einander nicht täglich ermahnen sollten. Aber Jesus sagte uns, dass wir uns zuerst mit dem Balken im eigenen Auge beschäftigen sollen und dann mit dem Splitter im Auge unseres Bruders. Er hat nicht gesagt, dass wir den Splitter ignorieren sollen, sondern, dass wir die richtige Reihenfolge einhalten müssen.
iii. Die Betonung, wie wichtig Gemeinschaft unter Christen ist, steht im Gegensatz zum heutigen gesellschaftlichen Denken. Eine US-Studie belegt, dass mehr als 78% der Bevölkerung und 70% der Gemeindebesucher glauben, dass man „ein guter Christ sein kann, ohne zu einer Gemeinde zu gehören“ (Roof and McKinney).
iv. „Ihr sollt auf eure Brüder achten. Ihr sollt einander täglich ermahnen, besonders ihr, die ihr Aufseher der Gemeinde oder die ihr älter und erfahrener seid. Habt acht, damit keiner eurer Brüder in der Gemeinde allmählich zugrunde geht, oder jemand sein Herz dauerhaft in Unglauben verstockt und in seiner Sünde umkommt. Wer dich ermutigt, dich um dich selbst zu kümmern, verführt dich in Wirklichkeit zu einer selbstsüchtigen Sorge um dich selbst. Wärst du dann nicht genau wie Kain, der es sogar wagte, zum Herrn selber zu sagen: ‚Bin ich meines Bruders Hüter?’“ (Spurgeon)
c. Damit nicht jemand unter euch verstockt wird: Christen müssen sehr wachsam sein gegen die Verstockung des eigenen Herzens. Diese versteckte Sünde, die du dir erlaubst – keiner erwartet sie von dir, weil du sie gut versteckst. Du betrügst dich selbst, wenn du glaubst, dass sie kaum Schaden anrichtet. Du denkst, du kannst ja später immer noch um Vergebung bitten. Es reicht doch, wenn du dir selbst erst irgendwann in der Zukunft stirbst und dich Jesus dann hingibst. Du kannst hingegen nicht sehen oder spüren, dass diese versteckte Sünde dein Herz verstockt. Während es sich immer mehr verhärtet, wirst du deiner Sünde gegenüber immer weniger sensibel. Du entfernst dich immer weiter von Jesus. Und die geistliche Gefahr wird jeden Tag größer.
d. Der Betrug der Sünde: Die Sünde des Unglaubens hat ihre Wurzeln im Betrug und ihre Blüten sind von Verhärtung gekennzeichnet (damit nicht jemand unter euch verstockt wird). Unglaube und Sünde sind betrügerisch. Denn wenn wir Gott nicht länger glauben, hören wir trotzdem nicht auf zu glauben. Wir beginnen stattdessen einer Lüge zu glauben.
e. Anteil(haber) an Christus: Gläubige, die sich von der Sünde und sich selbst abgewandt und Jesus ihr Leben anvertraut haben, werden hier Anteilhaber an Christus genannt.
i. Anteil(haber) an Christus – dies ist das Gesamtbild. Anteilhaber an seinem Gehorsam, Anteilhaber an seinem Leiden, Anteilhaber an seinem Tod, Anteilhaber an seiner Auferstehung, Anteilhaber an seinem Sieg, Anteilhaber an seinem Plan, Anteilhaber an seiner Kraft, Anteilhaber an seinem Dienst der Fürbitte, Anteilhaber an seinem Werk, Anteilhaber an seiner Herrlichkeit, Anteilhaber an seiner Bestimmung. Wir sind „Anteilhaber an Christus“. Das sagt alles.
ii. Die Einheit des Gläubigen mit Jesus lässt sich vielfältig beschreiben:
· Wie ein Stein, der in das Fundament zementiert ist (Epheser 2,19-22).
· Wie eine Rebe, die mit den Zweigen verbunden ist (Johannes 15,5).
· Wie eine Frau, die mit ihrem Mann verheiratet ist (Epheser 5,28-29).
f. So verstockt eure Herzen nicht: Wir sagen oft, dass unsere Herzen wegen dem, was andere uns antun oder wegen der Schicksalsschläge, die uns geschehen, verhärtet werden. Tatsache ist aber, dass wir unsere Herzen verhärten als Reaktion darauf was uns passiert.
3. (16-19) Ein guter Anfang reicht nicht aus.
Denn einige lehnten sich auf, als sie es hörten, aber nicht alle, die durch Mose aus Ägypten ausgezogen waren. Über wen war er aber 40 Jahre lang zornig? Waren es nicht die, welche gesündigt hatten, deren Leiber in der Wüste fielen? Welchen schwor er aber, dass sie nicht in seine Ruhe eingehen sollten, wenn nicht denen, die sich weigerten zu glauben? Und wir sehen, dass sie nicht eingehen konnten wegen des Unglaubens.
a. Denn einige lehnten sich auf, als sie es hörten:Als Nation legte Israel einen guten Start hin. Es erforderte schließlich viel Glauben das Schilfmeer zu überqueren. Und doch kam diese ganze erste Generation in der Wüste um, außer den beiden Männern des Glaubens – Josua und Kaleb.
i. Sie hatten große Vorrechte erlebt:
· Sie sahen die zehn Plagen, die über Ägypten kamen.
· Sie erhielten große Offenbarung von Gott.
· Sie erlebten Gottes große Geduld mit ihnen.
· Sie erfuhren große Barmherzigkeit.
b. Sie sollten nicht in seine Ruhe eingehen: Elf Mal spricht der Hebräerbrief in den Kapiteln 3 und 4 davon in die Ruhe einzugehen. Diese Ruhe wird im nächsten Kapitel detailliert beschrieben. Aber hier wird der Schlüssel aufgezeigt, der notwendig ist, um in diese Ruhe einzugehen: Glaube.
c. Und wir sehen, dass sie nicht eingehen konnten wegen des Unglaubens: Man könnte versucht sein zu denken, dass der Schlüssel zum Eintritt in das verheißene Land, Gehorsam ist. Aber in Hebräer 3,18 steht: „Welchen schwor er aber, dass sie nicht in eine Ruhe eingehen sollten, wenn nicht denen, die sich weigerten zu glauben“. Der Ungehorsam ist ein Auswuchs des Unglaubens, der auch in Hebräer 3,19 angesprochen wird. Der Unglaube kam zuerst, dann der Ungehorsam.
i. Unglaube und nichts anderes war der Grund, der sie hinderte nach Kanaan einzuziehen.
· Nicht ihre Sünde ließ sie außerhalb von Kanaan bleiben.
· Nicht das Fehlen von Bestätigungen Gottes ließ sie außerhalb von Kanaan bleiben.
· Nicht das Fehlen von Ermutigung ließ sie außerhalb von Kanaan bleiben.
· Nicht schwierige Umstände hielten sie außerhalb von Kanaan.
ii. Im Neuen Testament sehen wir, dass das Zentrum unseres Glaubens in der Tatsache ausgedrückt ist, dass Jesus allem übergeordnet ist. Wir müssen uns vergegenwärtigen, wer er wirklich ist (gleichzeitig ganz Mensch und ganz Gott). Außerdem sollten wir uns sein Versöhnungswerk als treuer Hoherpriester (wie in Hebräer 2,17) vor Augen halten. Wenn wir darauf vertrauen und diese Wahrheiten zur Nahrung unserer Seelen machen, gehen wir in Gottes Ruhe ein.
d. Sie konnten nicht eingehen: Israels großes Versagen lag darin, dass sie nicht im Glauben ausharrten. Nachdem sie einen so großen Teil der Wüste im Vertrauen auf Gott durchquert hatten und so viele Gründe gesehen hatten, warum es sich lohnt, ihm zu vertrauen, schafften sie es am Ende doch nicht. Sie versagten, weil sie nicht im Glauben an Gott und seine Verheißungen ausharrten.
i. Im Gleichnis vom Sämann und den unterschiedlichen Arten von Böden erinnert uns Jesus daran, dass es nicht genug ist, einen guten Anfang zu machen. Durch die Saat, die auf steinigen Grund oder unter die Dornen fällt, macht er uns darauf aufmerksam, dass es nicht ausreicht, einen guten Start hinzulegen. Wahrer Glaube harrt bis zum Ende aus. Es ist wunderbar einen guten Anfang zu machen, aber ein gutes Ende ist noch wichtiger als ein guter Anfang.
ii. C.S. Lewis schrieb in „Dienstanweisungen an einen Unterteufel“ über die Schwierigkeiten des Ausharrens (aus der fiktiven Perspektive eines Dämonen, der die Menschen versucht und der seine Erfahrungen an einen Unterteufel weitergibt): „Der Feind (Gott) hat ihn vor Dir geschützt, als die erste große Welle der Versuchung über ihn hereinbrach. Wenn es Dir nun gelingt, ihn am Leben zu erhalten, so hast Du die Zeit selbst zu Deinem Verbündeten. Die lange, langweilig-eintönige Periode des Wohlstands oder der Widerwärtigkeiten des gesetzteren Alters sind ausgezeichnetes Wetter für einen Feldzug. Du musst begreifen, es fällt diesen Geschöpfen überaus schwer, auszuharren! Die Gewöhnung an Widerwärtigkeiten, der langsame Zerfall jugendlicher Liebe und jugendlicher Hoffnungen, die stille (kaum je als Schmerz empfundene) Verzweiflung daran, die chronischen Versuchungen, mit denen wir sie immer und immer wieder besiegten, je überwinden zu können, die Eintönigkeit, mit der wir ihr Leben erfüllen, und die unbestimmte Gereiztheit, mit der wir sie lehren, darauf zu reagieren – all dies schafft vortreffliche Gelegenheiten, eine Seele durch Zermürbung zu erschöpfen. Erweisen sich jedoch diese mittleren Lebensjahre als glücklich, so ist unsere Lage sogar besser denn je. Wohlergehen verstrickt einen Menschen in die Welt. Er glaubt ‚seinen Platz in ihr zu finden’, während in Wirklichkeit sie ihren Platz in ihm gefunden hat. (…) Daher müssen wir unsern Patienten oft ein langes Leben wünschen. Siebzig Jahre sind kein Tag zuviel für die schwierige Aufgabe, ihre Seele vom Himmel zu lösen und eine feste Bindung an die Erde zu schaffen“.
iii. Wenn wir in Gottes Ruhe eingehen, werden im Laufe der Zeit unser Vertrauen in und unser Glaube an Jesus gestärkt. Wir wenn aber durch Unglauben versäumen in die Ruhe einzugehen, dann werden uns die kommenden Jahre immer mehr von einer leidenschaftlichen und vertrauten Beziehung zu Jesus wegziehen.
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