Hebräer 13 – Als Christ positiv leben
A. Anweisungen für das Gemeindeleben.
1. (1-3) Zeige brüderliche Liebe.
Bleibt fest in der brüderlichen Liebe! Vernachlässigt nicht die Gastfreundschaft; denn durch sie haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt. Gedenkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und derer, die misshandelt werden, als solche, die selbst auch noch im Leib leben.
a. Bleibt fest in der brüderlichen Liebe: Der Verfasser des Hebräerbriefes gebraucht hier das griechische Wort philadelphia. Er geht davon aus, dass es brüderliche Liebe unter Christen gab. Er bittet sie ganz einfach darum, darin festzubleiben.
i. In der Sprache des Neuen Testaments, im Griechischen, gibt es vier gebräuchliche Worte, die wir im Deutschen mit dem Wort Liebe übersetzen.
· Eros ist ein Ausdruck für Liebe. Wie man schon von dem Wort selbst ableiten kann, beschreibt es die erotische, also sexuelle Liebe.
· Storge ist ein weiteres Wort für Liebe. Es beschreibt Liebe in der Familie, also die eines Elternteils zum Kind und die Liebe zwischen Familienmitgliedern im Allgemeinen.
· Agape ist das ausdrucksstärkste Wort für Liebe im Neuen Testament und wird oft gebraucht, um Gottes Liebe für uns zu beschreiben. Diese Liebe liebt unveränderlich. Es ist eine selbstgebende Liebe, die gibt, ohne Erwiderung zu fordern oder zu erwarten. Es ist eine solch große Liebe, dass sie auch den Nichtliebenswerten und den Nichtanziehenden gegeben werden kann. Es ist eine Liebe, die liebt, auch wenn sie abgelehnt wird. Agapeliebe gibt und liebt, weil sie das so will. Sie erwartet oder fordert keine Erwiderung für die gezeigte Liebe. Sie gibt, weil sie liebt. Sie liebt nicht um etwas zu empfangen. Bei der Agapeliebe geht es nicht um Gefühle, sondern um Entscheidungen.
ii. Das Wort, das in Hebräer 13,1 für Liebe gebraucht wird, ist philadelphia. Die Wurzel dieses Wortes ist philia. Es bedeutet brüderliche Freundschaft und Zuneigung. Es beschreibt die Art von Liebe, die wir in einer tiefen Freundschaft oder Partnerschaft erfahren. Unter Christen sollte diese Liebe immer reichlich vorhanden sein und sie sollten darin fest bleiben.
b. Vernachlässigt nicht die Gastfreundschaft: Gastfreundschaft ist eine wichtige Tugend und wird von Christen und Leitern oft gefordert (Römer 12,10-13; 1.Timotheus 3,2; Titus 1,7+8; 1.Petrus 4,9). Die damals existierenden „Hotels“ waren berüchtigt für ihre Unmoral. Es war wichtig, dass reisende Christen bei anderen Christen ein offenes Heim vorfanden. Dies war eine praktische Möglichkeit, in der brüderlichen Liebe fest zu bleiben.
i. Weil sie ihre Gastfreundschaft bereitwillig anboten, mussten die Christen sich vor den Menschen hüten, die sich nur als Christen ausgaben, um die Großzügigkeit der Nachfolger Jesu auszunutzen. Mit der Zeit begannen dann christliche Leiter ihre Gemeinden zu lehren, wie sie diese Betrüger erkennen konnten.
ii. Der „Didache“ war eine Art „Benutzerhandbuch für das Dienen“ in den ersten Gemeinden und wurde vermutlich zwischen 90 und 110 nach Christus geschrieben. Dort konnte man nachlesen, wie man einen falschen Propheten, der die Gastfreundschaft der Gemeindeglieder missbrauchte, entlarven konnte.
iii. „Empfangt jeden Apostel, der zu euch kommt, wie den Herrn. Er soll nicht länger als einen Tag bei euch bleiben. Ist er aber in Not, soll er auch den zweiten Tag bleiben. Wenn er aber drei Tage bleibt, ist er ein falscher Prophet. Wenn der Apostel weggeht, gebt ihm nur Brot mit. (…) Wenn er aber um Geld bittet, ist er ein falscher Prophet. Einen Propheten, der im Geist spricht, sollt ihr nicht versuchen noch richten; denn jede Sünde wird vergeben, aber diese eine Sünde wird nicht vergeben. Aber nicht jeder, der im Geist spricht, ist ein Prophet. Nur der, der an den Wegen des Herrn festhält, ist ein Prophet. Daher soll man den falschen Propheten und den wahren Propheten an seinen Wegen erkennen“. (aus: The Ante-Nicean Fathers, Band 7, Seite 380).
c. Gastfreundschaft: Wir sollen gegenüber Christen, die wir nicht kennen, gastfreundlich sein. Wenn du deinen beste(n) Freund(in) zum Mittagessen einlädst, ist das toll, aber du erfüllst damit nicht dieses Gebot. Wer in der Gemeinde auf Fremde zugeht, freundlich ist und Gastfreundschaft zeigt, erfüllt dagegen dieses Gebot auf wunderbare Art und Weise.
i. Das griechische Wort für Gastfreundschaft (das z.B. auch in Römer 12,13 gebraucht wird) bedeutet wörtlich übersetzt: „Liebe für Fremde“. Brüderliche Liebe bedeutet Liebe für alle unsere Brüder und Schwestern in Jesus, nicht nur für die, die momentan zu unseren Freunden zählen.
d. Denn durch sie haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt:Wenn wir anderen Gastfreundschaft erweisen, heißen wir in Wirklichkeit Jesus (Matthäus 25,35) und vielleicht auch Engel willkommen. Abraham (1.Mose 18,1-22) und Lot (1.Mose 19,1-3) haben beispielsweise ohne ihr Wissen Engel beherbergt.
e. Gedenkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene: Mit Gefangenen sind hier vermutlich in erster Linie die gemeint, die um des Evangeliums willen im Gefängnis waren, aber es kann auch auf alle diejenigen ausgeweitet werden, die im Gefängnis sind. Das ist einfach eine weitere Möglichkeit, in der brüderlichen Liebe fest zu bleiben.
2. (4) Ehrt die eheliche Liebe.
Die Ehe soll von allen in Ehren gehalten werden und das Ehebett unbefleckt; die Unzüchtigen und Ehebrecher aber wird Gott richten!
a. Das Ehebett unbefleckt: Die Bibel verurteilt Sex außerhalb des Eheversprechens ganz eindeutig (die Unzüchtigen und Ehebrecher wird Gott richten). Aber die Bibel feiert gleichzeitig auch die sexuelle Liebe innerhalb des Eheversprechens, wie man im Hohelied sehen kann.
i. „Unzucht und Ehebruch sind im Neuen Testament keine Synonyme: Ehebruch bedeutet, dass jemand seinem Eheversprechen untreu geworden ist. Das Wort, das hier mit ‚Unzucht’ übersetzt ist, beschreibt dagegen verschiedene sexuelle Übertretungen“. (Bruce)
b. Die Ehe soll von allen in Ehren gehalten werden und das Ehebett unbefleckt: Vielleicht fällt vielen der Glaube daran, dass das Ehebettunbefleckt sein kann, schwer, wenn sie selbst in ihrer Vergangenheit viel sexuelle Sünde erlebt haben. Schuld und sexuelle Blockaden sind bei Sex außerhalb der Ehe angebracht, aber nicht innerhalb der Ehe. Aber gerade dort treten Schuld und sexuelle Blockaden oft auf und sorgen regelmäßig für Schwierigkeiten.
i. Der Feind unserer Seelen tut was er kann, um Sex außerhalb des Ehebetts zu ermutigen und er tut gleichzeitig auch alles, was in seiner Macht steht, um den Sex imEhebett unattraktiv zu machen. Christen müssen diese Strategie erkennen und dürfen ihr keinen Raum geben.
ii. Obwohl Gott dem Menschen große Freiheit im Ausdruck seiner sexuellen Vorlieben innerhalb der Ehe gegeben hat, soll alles in Liebe und mit einem Bewusstsein für die Bedürfnisse des Ehepartners geschehen (1.Korinther 7,2-5 und Epheser 5,21-33).
3. (5-6) Lerne, zufrieden und nicht habgierig zu sein.
Euer Lebenswandel sei frei von Geldliebe! Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist; denn er selbst hat gesagt: „Ich will dich nicht aufgeben und dich niemals verlassen!“ So können wir nun zuversichtlich sagen: „Der Herr ist mein Helfer, und deshalb fürchte ich mich nicht vor dem, was ein Mensch mir antun könnte“.
a. Euer Lebenswandel sei frei von Geldliebe! Begnügt euch: Geldliebe und Habgier sind das Gegenteil von Zufriedenheit. In unserer heutigen Gesellschaft werden Geldliebe und Gier akzeptiert oder sogar verehrt und schlicht „Ehrgeiz“ genannt.
b. Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist: Zufriedenheit hat viel mehr damit zu tun, wer wir in unserem Innern sind als mit dem, was wir haben. Der Apostel Paulus drückt es in Philipper 4,11-13 gut aus: „Nicht wegen des Mangels sage ich das; ich habe nämlich gelernt, mit der Lage zufrieden zu sein, in der ich mich befinde. Denn ich verstehe mich aufs Armsein, ich verstehe mich aber auch aufs Reichsein; ich bin mit allem und jedem vertraut, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden. Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus“.
i. Der Millionär Bernard Baruch wurde einmal gefragt, wie viel Geld ein Reicher braucht, um zufrieden zu sein. Baruch antwortete: „Nur eine Millionen mehr als er hat“.
c. Ich will dich nicht aufgeben und dich niemals verlassen: „Ihr, die ihr den griechischen Text kennt, wisst, dass er hier fünf Verneinungen enthält. Im Englischen können wir etwas nicht gleichzeitig auf fünffache Art und Weise verneinen, aber im Griechischen ist das kein Problem. Hier haben die Verneinungen eine fünffache Kraft. Es ist so, als ob hier stehen würde: ‚Ich werde dich nicht, keinesfalls aufgeben; Ich werde dich nicht, wirklich niemals nie verlassen’“. (Spurgeon)
i. „Hier steht es: ‚Denn er selbst hat gesagt: Ich will dich nicht aufgeben und dich niemals verlassen’. Das ist der Grund, warum wir nicht habgierig sein brauchen. Es gibt keinen Grund für Habsucht und sie hat hier auch keinen Platz. Es gibt keine Entschuldigung dafür, habgierig zu sein, denn Gott hat gesagt: ‚Ich will dich nicht aufgeben und dich niemals verlassen.’ Wir sollen zufrieden sein. Wenn wir nicht zufrieden sind, handeln wir unsinnig, weil der Herr doch gesagt hat: ‚Ich will dich nicht aufgeben und dich niemals verlassen’“. (Spurgeon)
ii. „Unter dem Einfluss dieses gewaltigen Textes kann ich dem Zweifel oder der Furcht keinen Raum geben. Ich kann hier heute nicht stehen und mich elend fühlen. Ich werde es noch nicht einmal versuchen. Mit solch einem Text kann man nicht mutlos sein: ‚Ich will dich nicht aufgeben und dich niemals verlassen.’ Ich fordere den Teufel selbst hiermit heraus: Er soll doch Umstände nennen, unter denen ich mich elend fühlen soll, wenn dieser Text wahr ist. Kind Gottes, nichts sollte dich unglücklich machen können, wenn du diesen kostbaren Text erfasst hast“. (Spurgeon)
d. So können wir nun zuversichtlich sagen: „Der Herr ist mein Helfer“: Wahre Zufriedenheit erfahren wir nur dann, wenn darauf vertrauen, dass Gott unsere Bedürfnisse stillt und dass er unsere Sicherheit ist. Merkwürdigerweise fällt es uns oft leichter, Sicherheit und Zufriedenheit in Dingen zu finden, die weit weniger zuverlässig und sicherer sind als Gott selbst.
4. (7) Folge deinen Führern.
Gedenkt an eure Führer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; schaut das Ende ihres Wandels an und ahmt ihren Glauben nach!
a. Gedenkt an eure Führer: Wir sollen gottgefällige Leiterschaft im Leib Christi erkennen und ihr nachfolgen. Diese Leiterschaft legitimiert sich durch Treue zum Wort Gottes und durch gottgefälligen Wandel.
i. Paulus gab Timotheus einen ähnlichen Rat: „Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; bleibe beständig dabei! Denn wenn du dies tust, wirst du sowohl dich selbst retten als auch die, welche auf dich hören“ (1.Timotheus 4,16).
b. Ahmt ihren Glauben nach: Solche Leiter sollten wir anerkennen (gedenkt an eure Führer) und ihnen folgen. Genauso, wie eine Gemeinde gottgefällige Leiter braucht, benötigt sie auch gottgefällige Nachahmer.
B. Anweisungen über die Anbetung.
1. (8) Das für immer gültige Prinzip: die unveränderliche Natur Jesu.
Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und auch in Ewigkeit.
a. Jesus Christus ist derselbe: Die unveränderliche Natur Jesu Christi kann man von seiner Göttlichkeit ableiten, selbst wenn sie hier nicht ausdrücklich betont würde. Gott hat sich im Laufe der Zeit nicht verändert. Und Jesus, der auch Gott ist, verändert sich ebenso wenig.
b. Gestern und heute und auch in Ewigkeit: Seine unveränderliche Natur gibt uns einen Maßstab für alles christliche Verhalten, besonders in der Schrift und in der Anbetung. Wir sollten nichts völlig „Neues“ erwarten, als würde es von einem „neuen Jesus“ kommen. Die Natur Jesu, die in der Bibel offenbart wird, ist die gleiche Natur Jesu, die wir heute in der Gemeinde sehen sollten.
2. (9-14) Dem abgelehnten Jesus nachfolgen.
Lasst euch nicht von vielfältigen und fremden Lehren umhertreiben; denn es ist gut, dass das Herz fest wird, was durch Gnade geschieht, nicht durch Speisen, von denen die keinen Nutzen hatten, die mit ihnen umgingen. Wir haben einen Opferaltar, von dem diejenigen nicht essen dürfen, die der Stiftshütte dienen. Denn die Leiber der Tiere, deren Blut für die Sünde durch den Hohenpriester in das Heiligtum getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt. Darum hat auch Jesus, um das Volk durch sein eigenes Blut zu heiligen, außerhalb des Tores gelitten. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers und seine Schmach tragen! Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
a. Lasst euch nicht von vielfältigen und fremden Lehren umhertreiben: An vielfältigen und fremden Lehren gibt es in der Gemeinde nie einen Mangel. Der Autor denkt hier vermutlich im Besonderen an die Rückkehr zu den mosaischen Zeremonien und Gesetzen, die in Jesus erfüllt wurden.
b. Denn es ist gut, dass das Herz fest wird, was durch Gnade geschieht: Unsere Herzen können nur durch Gnade fest werden. Wir werden durch das Verständnis und die Annahme des unverdienten „Jas“ Gottes für uns gefestigt und nicht durch die Zustimmung, die wir durch das Halten einer Reihe von Regeln zu erlangen hoffen (nicht durch Speisen, von denen die keinen Nutzen hatten, die mit ihnen umgingen).
c. Wir haben einen Opferaltar, von dem diejenigen nicht essen dürfen, die der Stiftshütte dienen: Die Juden bezeichneten diese jüdischen Christen vermutlich als „illegitim“, weil sie nicht länger nach den levitischen Anordnungen handelten. Aber der Verfasser des Hebräerbriefs beharrt darauf, dass wir einen Opferaltar haben und dass alle, die an den levitischen Opferordnungen festhalten, daran kein Recht haben.
i. Unser Altar ist das Kreuz, das Herzstück des christlichen Evangeliums und Verständnisses (1.Korinther 1,18-24 und 1.Korinther 2,1-5).
d. Jesus hat (…) außerhalb des Tores gelitten. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, und seine Schmach tragen: Wenn unser Erretter abgelehnt und sein Opfer (das am Kreuz, unserem Altar, gegeben wurde) als illegitim gebrandmarkt wird, erwarten wir nichts Besseres. Sich mit Jesus identifizieren bedeutet oft, seine Schmach zu tragen. Genau das, was viele nicht gerne tun wollen.
i. Außerhalb des Lagers: Der Ausdruck „Lager“ bezieht sich auf das institutionelle Judentum, das Jesus und das Christentum ablehnte. Obwohl diese Christen mit jüdischem Hintergrund dazu erzogen worden waren, alles, was außerhalb des Lagers war, als unrein und böse anzusehen, mussten sie Jesus dort folgen.
ii. „Es bedeutet zuerst: Lasst uns Gemeinschaft mit ihm haben. Er war verachtet, niemand schätzte ihn für seine selbstlose Liebe, er wurde auf den Straßen verspottet, er wurde ausgebuht, er wurde von der Gesellschaft gejagt. Wenn ich mich für den ebenen, einfachen Teil entscheide, kann ich keine Gemeinschaft mit ihm haben: Gemeinschaft erfordert ähnliche Erlebnisse“. (Spurgeon)
iii. „Ihr seht, euer Meister hatte ein bedauernswertes Leben. Der Schmutz aus allen Gassen der Welt wurde von frevlerischen Händen auf ihn geworfen. Kein Nachruf war rau genug, keine Bedingunghart genug, die Trunkenbolde sangen ihre Lieder über ihn und wer in den Toren saß sprach gegen ihn. Dies war die Schmach Christi und wir sollten uns nicht wundern, wenn es uns auch so ergeht. ‚Also’, sagt jemand, ‚Ich will kein Christ sein, wenn ich so etwas ertragen muss.’ Dann verzieh dich in deine eigene Verdammung, du Feigling; aber wehe dir! Ich bete, dass alle, die Gott lieben und die nach der ewigen Belohnung streben, nicht vor diesem Kreuz zurückschrecken. Wir müssen es zulassen“. (Spurgeon)
iv. „Wenn du dich bei den Bösen aufhalten kannst, wenn du so wie sie leben kannst und wenn du dich in der Gesellschaft derer, die nicht gottgefällig leben, wie zu Hause fühlst, wenn ihre Methoden deine Methoden sind, wenn ihre Vergnügungen deine Vergnügungen sind, dann ist ihr Gott dein Gott und du bist einer von ihnen. Man kann kein Christ sein, ohne dass man aus dem Lager der Welt ausgeschlossen wird“. (Spurgeon)
e. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir: Die schwierige Aufgabe, seine Schmach zu tragen, wird leichter, wenn wir uns daran erinnern, dass die Stadt oder Gesellschaft, aus der wir ausgeschlossen sind, zeitlich ist. Wir suchen und gehören zu der bleibenden Stadt, die noch kommen wird.
i. Wenn wir seine Schmach tragen, erleben wir große Schwierigkeiten und großes Leiden. Die gute Nachricht ist, dass für die, welche seine Schmach tragen, diese Welt das schlimmste ist, das sie jemals erleben werden. Für Feiglinge, die Jesus den Rücken zukehren, ist dieses Leben das allerbeste, das sie jemals erleben werden.
3. (15-16) Unser Opfer.
Durch ihn lasst uns nun Gott beständig ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen! Wohlzutun und mitzuteilen vergesst nicht, denn solche Opfer gefallen Gott wohl!
a. Durch ihn lasst uns nun Gott beständig ein Opfer des Lobes darbringen: Weil wir einen Altar (das Kreuz) und einen Hohepriester (Jesus) haben, sollen wir beständig Opfer darbringen. Damit sind aber nicht die blutigen Opfer des Alten Bundes, sondern das Opfer des Lobes, die Frucht der Lippen, gemeint.
i. Der Verfasser des Hebräerbriefes erklärt, was wahre Anbetung beinhaltet.
· Anbetung, die Gott gefällt, wird durch ihn geopfert, durch Jesus Christus. Auf der Grundlage seiner Gerechtigkeit und der Tatsache, dass er Gott wohlgefällig war.
· Anbetung, die Gott gefällt, wird beständig geopfert, so dass wir ihn immer anbeten.
· Anbetung, die Gott gefällt, ist ein Opfer des Lobes, weil sie uns vielleicht etwas kostet oder unbequem ist.
· Anbetung, die Gott gefällt, ist die Frucht der Lippen, mehr als nur an Gott gerichtete Gedanken. Sie wird an den Herrn gerichtet, entweder als Prosa oder Lied. „Was von den Lippen ausgeht wird als Frucht betrachtet, die den Charakter der Quelle offenbart, genauso, wie die Frucht eines Baumes die Natur des Baumes offenbart“. (Guthrie)
ii. „Liebende Herzen müssen sprechen. Was würde man von einem Ehemann denken, der nie den Impuls verspürt, seiner Frau zu sagen, wie kostbar sie für ihn ist? Oder was würde man von einer Mutter denken, die nie das Bedürfnis verspürt, die Zärtlichkeit ihres Herzens offen zulegen und über dem kleinen Baby, das sie an ihr Herz drückt, leise zu summen? Mir scheint, dass ein stummer Christ, jemand, der für das Opfer Christi dankbar ist, aber nie das Bedürfnis verspürt, dies zu artikulieren, genauso eine Ausnahmeerscheinung ist wie die, die ich gerade beschrieben habe“. (Maclaren)
iii. „So, wir sollen also unsere Anbetung äußern. Es ist nicht genug, anbetende Gefühle zu verspüren“. (Spurgeon)
b. Wohlzutun und mitzuteilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott wohl: Anbetung ist nicht das einzige Opfer, das Gott gefällt. Es gefällt Gott auch sehr, wenn wir anderen wohl tun und teilen. Anbetung und Lobpreis sind wichtig, aber die Verpflichtung des Christen geht darüber hinaus.
4. (17) Folgt euren Leitern.
Gehorcht euren Führern und fügt euch ihnen; denn sie wachen über eure Seelen als solche, die einmal Rechenschaft ablegen werden, damit sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn das wäre nicht gut für euch!
a. Gehorcht euren Führern und fügt euch ihnen: Wir sollen uns den Leitern fügen, die Gott uns gegeben hat (unter der Voraussetzung, dass sie den Charakter haben, der in Hebräer 13,7 beschrieben wird). Ganz schlicht wird uns hier gesagt, dass wir unseren Führern gehorchen sollen. Wenn sie in der Autorität des Wortes Gottes sprechen, haben Führer das Recht uns zusagen, wie wir leben und wie wir Gott nachfolgen sollen.
i. Traurigerweise sind einige in der Lehre der Unterordnung in der Gemeinde zu weit gegangen und kontrollieren die Gemeindebesucher zu stark. „Ein Lehrer sollte uns dazu anleiten, dass wir uns Gott fügen und unterordnen und nicht dem Lehrer selbst“. (Chuck Smith)
b. Als solche, die einmal Rechenschaft ablegen werden: Wir gehorchen unseren Leitern und fügen uns ihnen, weil Gott sie in eine Position der Verantwortung über uns gestellt hat. Natürlich bedeutet das nicht, dass der Einzelne nicht mehr selbst verantwortlich ist, aber es bedeutet, dass Leiter eine zusätzliche Verantwortung haben.
c. Damit sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn das wäre nicht gut für euch: Kooperatives Verhalten ist nicht nur eine Freude für die Leiter, sondern auch der ganze Leib profitiert davon. Um unser selbst willen sollten wir den von Gott eingesetzten Leitern gehorchen und uns ihnen fügen.
C. Abschließende Anmerkungen.
1. (18-19) Eine Bitte um Gebet.
Betet für uns! Denn wir verlassen uns darauf, dass wir ein gutes Gewissen haben, da wir in jeder Hinsicht bestrebt sind, uns richtig zu verhalten. Um so mehr aber ermahne ich euch, dies zu tun, damit ich euch desto schneller wieder geschenkt werde.
a. Betet für uns: Der Verfasser des Hebräerbriefes hielt es für wichtig, dass andere für ihn beteten. Wir alle brauchen die Gebete anderer und sollten dafür dankbar sein.
i. Das Wort „betet“ steht im Griechischen im Präsens Imperativ. Dies bedeutet dauerhafte Aktivität und impliziert, dass sie bereits für den Verfasser dieses Briefes beteten.
b. Damit ich euch desto schneller wieder geschenkt werde: Verschiedene Hindernisse hielten den Verfasser davon ab, wieder mit seinen Lesern vereint zu sein. Er wusste, dass Gebet diese Hindernisse entfernen konnte.
i. Um so mehr aber ermahne ich euch: Für den Verfasser des Hebräerbriefs war klar, dass ihre Gebete entschieden, ob und wann er wieder mit ihnen vereint würde. Dies zeigt, wie ernst er ihre Gebete für ihn nahm.
2. (20-21) Ein Segen wird verkündet.
Der Gott des Friedens aber, der unseren Herrn Jesus aus den Toten heraufgeführt hat, den großen Hirten der Schafe durch das Blut eines ewigen Bundes, er rüste euch aus zu jedem guten Werk, damit ihr seinen Willen tut, indem er in euch das wirkt, was vor ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus. Ihm sei die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
a. Der Gott des Friedens aber: Dieser Segen ist im gleichen Stil verfasst wie der priesterliche Segen aus 4.Mose 6,22-27: „Der HERR segne dich und behüte dich! Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig! Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden“.
i. Nachdem er seine Leser gebeten hatte, für ihn zu beten, betet der Verfasser des Hebräerbriefes nun für seine Leser. „Der Apostel forderte die hebräischen Gläubigen mit folgenden Worten auf, für ihn zu beten: ‚Betet für uns!’ Und dann, wie um ihnen zu zeigen, dass er nichts von ihnen erbittet, was er nicht auch bereit ist, selbst zu geben, spricht er dieses absolut wunderbare Gebet für sie. Er kann zuversichtlich zu seiner Versammlung sagen: ‚Betet für mich’, weil seine Seele aufrichtig für sie betet“. (Spurgeon)
b. Der Gott des Friedens aber: In diesem Segen wird Gott für seine Eigenschaften gelobt: Frieden, Macht (der unseren Herrn Jesus aus den Toten heraufgeführt hat), liebende Fürsorge (der große Hirte) und für immer gebende Liebe (das Blut des ewigen Bundes).
i. Manche denken, der Ausdruck „ewiger Bund“ bezeichne den Bund, der vor Grundlegung der Welt zwischen den Personen der Dreieinigkeit, die zusammen für die Rettung der Menschheit arbeiteten, existierte. Andere Bibelstellen, die möglicherweise auch über diesen ewigen Bund sprechen, sind Offenbarung 13,8; Epheser 1,4 und 2.Timotheus 1,9.
ii. Andere wiederum denken, der Ausdruck „ewiger Bund“ sei einfach ein anderer Name für den Neuen Bund.
c. Er rüste euch aus zu jedem guten Werk: Dies drückt den Wunsch nach Segen aus, dass Gott durch Jesus Christus in euch wirkt.
3. (22-25) Abschluss des Briefes an die Hebräer.
Ich ermahne euch aber, ihr Brüder, nehmt das Wort der Ermahnung an; denn ich habe euch mit wenigen Worten geschrieben. Ihr sollt wissen, dass der Bruder Timotheus freigelassen worden ist; wenn er bald kommt, will ich euch mit ihm besuchen. Grüßt alle eure Führer und alle Heiligen! Es grüßen euch die von Italien! Die Gnade sei mit euch allen! Amen.
a. Nehmt das Wort der Ermahnung an; denn ich habe euch mit wenigen Worten geschrieben: Der Verfasser des Hebräerbriefes erinnert uns an seine Absicht. Er wollte ein Wort der Ermahnung schreiben, um entmutigte Christen zu ermutigen, sowohl damals als auch heute.
i. In Apostelgeschichte 13,15 bezieht sich der Ausdruck „Wort der Ermahnung“ auf eine Predigt. Vielleicht meint der Verfasser des Hebräerbriefes hier in Hebräer 13,22, dass er seinen Lesern eine niedergeschriebene Predigt gibt.
b. Ihr sollt wissen, dass der Bruder Timotheus freigelassen worden ist; wenn er bald kommt, will ich euch mit ihm besuchen: Diese letzten Worte geben uns einige spannende Hinweise auf die Identität des Verfassers. Allerdings erfahren wir hier nur, dass der Autor Timotheus kannte und dass er plante, seine Leser bald zu besuchen. Außerdem wird klar, dass seine Leser in Italien waren (es grüßen euch die von Italien), vermutlich in der Stadt Rom.
c. Die Gnade sei mit euch allen: Dies ist ein passendes Ende für ein Buch, dass das Ende des Alten Bundes und die Einsetzung des Neuen Bundes dokumentiert. Ja, die Gnade sei mit euch allen, durch das, was Gott uns gegeben hat in Jesus Christus, dem höchsten Retter. Amen!
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