Hebräer 10 – An einem vollkommenen Opfer festhalten
A. Das einmalige, für die Ewigkeit gültige Opfer Jesu.
1. (1-4) Opfer unter dem Alten Bund konnten Sünden nicht wahrhaftig wegnehmen.
Denn weil das Gesetz nur einen Schatten der zukünftigen [Heils-]Güter hat, nicht die Gestalt der Dinge selbst, so kann es auch mit den gleichen alljährlichen Opfern, die man immer wieder darbringt, die Hinzutretenden niemals zur Vollendung bringen. Hätte man sonst nicht aufgehört, Opfer darzubringen, wenn die, welche den Gottesdienst verrichten, einmal gereinigt, kein Bewusstsein von Sünden mehr gehabt hätten? Stattdessen geschieht durch diese [Opfer] alle Jahre eine Erinnerung an die Sünden. Denn unmöglich kann das Blut von Stieren und Böcken Sünden hinwegnehmen!
a. Nur einen Schatten der zukünftigen [Heils-]Güter: Den Gedanken, dass der Alte Bund (das Gesetz) nur ein bloßer Schatten der Dinge ist, die im Neuen Bund aufgedeckt werden, finden wir auch in Kolosser 2,17 und Hebräer 8,5. Schatten bedeutet, dass das Gesetz eine Vorstellung von und Hinweise auf die Dinge vermittelte, die in Jesus erfüllt wurden, aber dass es nicht die Gestalt der Dinge selbst war.
i. Ein Schatten ist nichts Schlechtes. Manchmal kann uns ein Schatten vieles verraten. Aber der Schatten ist nicht das Original selbst. Der Alte Bund und sein Gesetz waren in sich nicht schlecht oder böse, sie waren nur unvollständig und unzulänglich und konnten daher keine völlige Reinigung von Sünden anbieten und auch nicht erretten. Der Schatten (…) kann (…) die Hinzutretenden niemals zur Vollendung bringen.
ii. Newell bemerkt, dass das Gesetz hier Schatten und nicht die Gestalt der Dinge selbst genannt wird. Es ist keineikon. „Ein Bild (oder eikon) gibt Merkmale und Fakten wie eine gute Statue oder ein Foto richtig wieder. Das ist etwas, das ein Schatten nicht kann. (…) Das Gesetz aber hatte nurSchatten“. (Newell)
iii. „Wenn du zum Beispiel eine Ladung Holz braucht, gehst du zum Waldarbeiter. Dieser geht mit dir zu einer großen Eiche, die in einer entlegenen Ecke des Grundstücks wächst. Er weist auf den langen Schatten, den sie wirft und bietet an, dir diesen Schatten zu verkaufen. Wirst Du ihn nehmen? Wenn Gott also sagt, dass im Gesetz ein Schatten ist, also noch nicht einmal ein genaues Abbild der Dinge und natürlich auch nicht die Gestalt der Dinge selbst, warum solltest Du Dich dann am Schatten festhalten?“ (Newell)
iv. „In Wirklichkeit sagt er: ‚Ohne Christus kannst Du nicht über die Schatten Gottes hinaus weitergehen’“. (Barclay)
b. Hätte man sonst nicht aufgehört, Opfer darzubringen? Der Verfasser des Hebräerbriefes wiederholt ein bekanntes Argument: Die Wiederholung der Opfer zeigt ihre Schwäche auf. Wenn Tieropfer das Problem der Sünde hätten „beheben“ können, hätte man aufgehört, Opfer darzubringen.
i. Wenn die, welche den Gottesdienst verrichten, einmal gereinigt, kein Bewusstsein von Sünden mehr gehabt hätten? Stattdessen geschieht durch diese [Opfer] alle Jahre eine Erinnerung an die Sünden:Jedes wiederholte Opfer war eine Erinnerung an die Sünden. Es machte den Menschen ihre Sünde immer und immer wieder bewusst. Aber Jesu Werk am Kreuz nimmt Sünden weg.
c. Denn unmöglich kann das Blut von Stieren und Böcken Sünden hinwegnehmen: Tieropfer unter dem Alten Bund konnten Sünde bedecken. Das hebräische Wort für Sühne ist kophar und bedeutet wörtlich „bedecken“. Tieropfer konnten aber niemals Sündenhinwegnehmen. Nur Jesus, das vollkommene Opfer des Neuen Bundes kann Sünden hinwegnehmen.
2. (5-10) Die prophetische Grundlage für Jesu vollkommenes Opfer unter dem Neuen Bund.
Darum spricht er bei seinem Eintritt in die Welt: „Opfer und Gaben hast du nicht gewollt; einen Leib aber hast du mir bereitet. An Brandopfern und Sündopfern hast du keinen Gefallen gefunden. Da sprach ich: Siehe, ich komme – in der Buchrolle steht von mir geschrieben -, um deinen Willen, o Gott, zu tun!“ Oben sagt er: „Opfer und Gaben, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht gewollt, du hast auch keinen Gefallen an ihnen gefunden“ – die ja nach dem Gesetz dargebracht werden -, dann fährt er fort: „Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun“. Somit hebt er das erste auf, um das zweite einzusetzen. Aufgrund dieses Willens sind wir geheiligt durch die Opferung des Leibes Jesu Christi, [und zwar] ein für allemal.
a. Spricht er: Psalm 40,6-8 wird hier nach der Septuaginta (der antiken griechischen Übersetzung des Alten Testamentes, die im ersten Jahrhundert die meistgenutzte Bibel war) zitiert. Diese Verse verdeutlichen, dass Jesus den nicht ausreichenden Charakter der Opfer des Alten Bundes prophetisch verkündete und seine Bereitschaft erklärte, ein vollkommenes Opfer unter dem Neuen Bund darzubringen.
i. Opfer und Gaben hast du nicht gewollt: Gott hätte keinen Gefallen an weiteren Tieropfern, die unter dem Gesetz dargebracht wurden, gehabt.
ii. Einen Leib aber hast du mir bereitet: Das Einzige, was Gott gefiel, konnte nur durch Jesus, den fleischgewordenen Sohn Gottes, dargebracht werden.
iii. Siehe, ich komme (…) um deinen Willen, o Gott, zu tun: Jesu Unterwerfung unter den Willen Gottes, des Vaters, hat seine ultimative Erfüllung in Jesu Gehorsam am Kreuz. Dieser Wunsch, den Willen Gottes zu tun, zeigte sich im Garten Gethsemane (Lukas 22,39-44).
b. Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun: Das Opfer Jesu war vor Grundlegung der Welt beschlossen worden (1.Petrus 1,20; Offenbarung 13,8). Trotzdem war es eine bewusste Willensentscheidung Jesu, sich dem Kreuz zur vorherbestimmten Zeit zu unterwerfen. Aufgrund dieses Willens sind wir geheiligt durch die Opferung des Leibes Jesu Christi.
i. Unsere Heiligung – unser abgesondert Sein für Gott – ist auf dem Willen Jesu, nicht auf unserem eigenen Willen, gegründet. Es ist auf der Opferung Jesu gegründet, nicht auf unserer eigenen Opferung oder unseren Opfern für Gott.
c. Ein für allemal: Das sind die wichtigen Worte dieses Abschnittes, und der Verfasser des Hebräerbriefes wiederholt das Hauptthema immer und immer wieder: ein für allemal.
3. (11-18) Das vollendete Werk Jesu Christi.
Und jeder Priester steht da und verrichtet täglich den Gottesdienst und bringt oftmals dieselben Opfer dar, die doch niemals Sünden hinwegnehmen können; Er aber hat sich, nachdem er ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht hat, das für immer gilt, zur Rechten Gottes gesetzt, und er wartet hinfort, bis seine Feinde als Schemel für seine Füße hingelegt werden. Denn mit einem einzigen Opfer hat er die für immer vollendet, welche geheiligt werden. Das bezeugt uns aber auch der Heilige Geist; denn nachdem zuvor gesagt worden ist: „Das ist der Bund, den ich mit ihnen schließen will nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will meine Gesetze in ihre Herzen geben und sie in ihre Sinne schreiben“, sagt er auch: „An ihre Sünden und ihre Gesetzlosigkeiten will ich nicht mehr gedenken“. Wo aber Vergebung für diese ist, dagibt es kein Opfer mehr für Sünde.
a. Und jeder Priester steht da (…) täglich: Die Priester mussten bei ihrer Arbeit immer stehen. Ihre Arbeit wurde täglich verrichtet, Opfer mussten oftmals dargebracht werden. Die Priester konnten sich niemals hinsetzen! Aber Jesus hat sich zur Rechten Gottes gesetzt, weil er sein Werk, das Opfer für Sünde, vollendet hat.
i. Die Tatsache, dass Jesus sitzt, ist wichtig. Dies zeigt, dass sein Werk vollendet ist. Es war nicht mehr nötig, täglich den Gottesdienst zu verrichten und oftmals dieselben Opfer darzubringen, wie es die Priester unter dem Alten Bund tun mussten. Jesus dient weiterhin im Himmel. Sein Dienst besteht darin, Fürbitte für sein Volk zu tun. Aber dieser Dienst ist das Ergebnis seines vollendeten Werkes, so dass er eine Position der Ruhe einnehmen kann: Er aber hat sich (…) zur Rechten Gottes gesetzt.
ii. Spurgeon macht deutlich, dass man das Komma im folgenden Satz auch anders setzen kann: Er aber hat sich, nachdem er ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht hat, das für immer gilt, zur Rechten Gottes gesetzt. Man könnte auch übersetzen: Er aber hat sich, nachdem er ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht hat, für immer zur Rechten Gottes gesetzt. Beides ist erlaubt und beides ist korrekt, obwohl die geläufigere Übersetzung vermutlich vorgezogen werden sollte.
b. Hat er die für immer vollendet, welche geheiligt werden:Hier wird deutlich, dass das Werk Jesu nur bei denen wirkungsvoll ist, welche geheiligt werden. Das Werk Jesu ist in der Lage, jeden Menschen zu erretten, aber es ist nur erfolgreich darin, die zu erretten, welche geheiligt werden (abgesondert für Gott).
i. „Welch herrliches Wort! Die, für die Christus gestorben ist, sind durch seinen Tod vollkommen gemacht. Das bedeutet nicht, dass er sie als Charaktere vollkommen gemacht hätte, als wären sie keine Sünder mehr, sondern dass er die, für die er gestorben ist, vollkommen frei von der Schuld der Sünde machte. Als Christus ihre Sünden auf sich nahm, verblieb die Sünde nicht mehr auf ihnen, weil die Sünde nicht zur gleichen Zeit an zwei verschiedenen Orten sein konnte“. (Spurgeon)
c. Das bezeugt uns aber auch der Heilige Geist (…) spricht der Herr:In diesem Abschnitt zeigt der Verfasser des Hebräerbriefes deutlich, dass der Heilige Geistder Herr ist, der Yahweh des Alten Testaments. Wenn der Heilige Geist spricht, spricht der Herr.
d. Das ist der Bund: In diesen Versen, die aus Jeremia zitiert werden, weist der Verfasser des Hebräerbriefes auf die Verheißungen des Neuen Bundes hin, der durch den Messias eingesetzt wurde.
i. Den ich mit ihnen schließen werde nach diesen Tagen: Der Neue Bund ist neu. Er kommt nach diesen Tagen.
ii. Ich will meine Gesetze in ihre Herzen geben: Im Neuen Bund geht es um eine innere Verwandlung. Gott verändert die Herzen von Menschen und schreibt sein Gesetz in ihre Herzen.
iii. An ihre Sünden und ihre Gesetzlosigkeiten will ich nicht mehr gedenken: Der Neue Bund bietet vollständige Vergebung an. Diese Vergebung ist so vollständig, dass Gott sagen kann, dass er sich im Lichte des Neuen Bundes noch nicht einmal an unsere Sünden erinnert (oder ihrer gedenkt)!
iv. Ein Christ muss danach streben, mit seinen Sünden genau das zu tun, was Gott getan hat: sie vergessen. Wir müssen immer daran denken, dass ein Gläubiger keinesfalls „auf Bewährung“ ist. Bei Gott hat vergangene Sünde keinen Einfluss auf sein aktuelles Handeln.
e. Wo aber Vergebung für diese ist, da gibt es kein Opfer mehr für Sünde: Wo Sünde wirklich vergeben und vergessen ist (wo Vergebung für diese ist), muss kein Sündopfer mehr dargebracht werden.
i. „Mit den Worten ‚da gibt es kein Opfer mehr für Sünde’ kommen wir zur Schlussfolgerung der Glaubenslehre in diesem großartigen Brief an die Hebräer“. (Newell). Das Folgende ist hauptsächlich Ermahnung.
ii. „Der Christus, der am Kreuz von Golgatha gestorben ist, muss für meine neuen Sünden nicht noch einmal sterben und muss auch keine neue Sühne für die Übertretungen opfern, die ich in der Zukunft vielleicht begehen werde. Nein. Stattdessen hat er ein für allemal die ganze Masse der Sünden seines Volkes als riesige Last auf seine Schultern genommen und sie in das Grab geschleudert, in dem er gelegen hatte. Dort sind sie begraben und können niemals wieder auferstehen um Zeugnis gegen die Erlösten zu geben“. (Spurgeon)
iii. Das Versöhnungswerk Jesu ist vollendet. Wenn es für dich nicht ausreichend ist, wird nichts anderes ausreichend sein. „Gott hat Christus gesandt, damit du als schuldiger Sünder in ihm ruhen kannst. Wenn das für dich nicht genug ist, was willst du mehr? Christus hat sich selbst geopfert, ist gestorben, hat an deiner Stelle gelitten und ist in seine Herrlichkeit eingegangen. Wenn du dich auf ihn nicht verlassen kannst, was soll er denn noch tun? Soll er kommen und noch einmal sterben? Du hast ihn einmal abgelehnt, du würdest ihn auch ablehnen, wenn er zweimal sterben würde“. (Spurgeon)
B. Die Entmutigten im Lichte des vollkommenen Opfers Jesu ermutigen.
1. (19-22) Lasst uns näher zu Gott kommen in der Gewissheit, dass Jesus den Weg bereitet hat.
Da wir nun, ihr Brüder, kraft des Blutes Jesu Freimütigkeit haben zum Eingang in das Heiligtum, den er uns eingeweiht hat als neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang hindurch, das heißt, durch sein Fleisch, und da wir einen großen Priester über das Haus Gottes haben, so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in völliger Gewissheit des Glaubens, durch Besprengung der Herzen los vom bösen Gewissen und am Leib gewaschen mit reinem Wasser.
a. Freimütigkeit haben: Uns ist Zugang gegeben, damit wir uns Gott freimütig nähern können. Es ist ganz einfach: Wir müssen diesen Zugang nutzen und es mit Freimütigkeit tun. Am Versöhnungstag betrat der Hohepriester das Allerheiligste voller Furcht und Zittern, aber wir können das Heiligtum mit Freimütigkeit betreten.
i. Wir können freimütig sein, weil wir das Heiligtum durch das Blut Jesu betreten. Wenn wir so eintreten würden, wie es der Hohepriester im Alten Testament tat, mit dem Blut von Tieren, könnten wir keine Freimütigkeit haben. Aber mit dem Blut Jesu, das einen neuen und lebendigen Weg für uns eingeweiht hat, können wir wirklich mit Freimütigkeit in die Gegenwart Gottes kommen.
ii. Diese Freimütigkeit ist der komplette Gegensatz zu der Art und Weise, wie der Hohepriester das Heiligtum unter dem Alten Bund betrat. „Er ging mit Furcht und Zittern, weil er mit dem Tod zu rechnen hatte, wenn er die kleinste Kleinigkeit vergessen hätte, die im Gesetz vorgeschrieben war. Aufrichtige Gläubige können zum Thron Gottes mit Zuversicht kommen, weil sie das unendliche, lobenswerte Blut der großartigen Versöhnung in die göttliche Gegenwart tragen. Weil sie durch dieses Blut gerechtfertigt sind, haben sie Anrecht an allen Segnungen des ewigen Reiches“. (Clarke)
b. Als neuen und lebendigen Weg: Das bedeutet, dass das Opfer Jesu Gott immer frisch in Erinnerung ist. Obwohl es vor Jahrhunderten geschehen ist, ist es nicht „schal“ oder „fad“ geworden. Es bedeutet, dass ein lebendiger Jesus uns in die Gegenwart Gottes hineinführt.
i. Newell über den„neuen und lebendigen Weg“: „Er ist ewig, so als ob Jesus gerade jetzt unsere Sünden an seinem eigenen Leib am Baum getragen hätte, als ob er gerade jetzt gesagt hätte: ‚Es ist vollbracht’ und als ob der Soldat gerade jetzt seine Seite durchstoßen hätte und Blut und Wasser aus der Wunde getreten wäre. Er wird in Ewigkeit immer frisch geschlachtet sein“. (Clarke)
ii. „Das ist eindeutig ein Hinweis auf das Blut der Opfer, das noch nicht geronnen war und daher gesprenkelt werden konnte, weil das Tier gerade frisch geschlachtet war. Das Blut der jüdischen Tieropfer konnte für Opferzwecke genutzt werden, solange es warm und flüssig war“. (Clarke)
iii. Es ist ein lebendiger Weg. Unter dem Alten Bund hatte der Hohepriester durch das Blut eines toten Tieres Zugang. Jetzt unter dem Neuen Bund haben wir Zugang durch das vollkommene Opfer des sündlosen Sohnes Gottes; es ist so, als ob der lebendige, auferstandene Jesus uns in den Thronsaal Gottes hineinführt.
c. Durch den Vorhang hindurch: Der Vorhang trennte das Allerheiligste vom Heiligen. Um das Allerheiligste zu betreten, musste man durch den Vorhang gehen. Dieser Vorhang, der die Menschen von der persönlichen Gegenwart Gottes trennte, ist nun für immer geöffnet, weil er von oben nach unten in zwei Teile gerissen ist (Matthäus 27,51).
i. Das heißt, durch sein Fleisch: Der Verfasser des Hebräerbriefes zieht hier einen Vergleich zwischen dem Vorhang, der zwischen Gott und den Menschen stand, und dem Leib Jesu. Jesu Leib wurde „zerrissen“, genauso wie der Vorhang. Beide symbolisieren, dass wir jetzt freimütig zu Gott kommen können.
d. Da wir einen großen Priester über das Haus Gottes haben: Wir haben einen Hohepriester, der dem Haus Gottes vorsteht, um sicherzustellen, dass der Gläubige uneingeschränkten Zugang erhält.
e. So lasst uns hinzutreten: Weil uns nun eine vollkommene Reinigung zur Verfügung steht, die sowohl den inneren Menschen (Besprengung der Herzen) als auch den äußeren (am Leib gewaschen) reinigt, können wir nun auf eine Art und Weise, die unter dem Alten Bund niemandem erlaubt war, zu Gott hinzutreten. Das Werk Jesu macht es möglich, dass wir in völliger Gewissheit des Glaubens hinzutreten können.
f. So lasst uns hinzutreten: Wir können hinzutreten, weil verschiedene Probleme geklärt sind. Das Problem des Zugangs zu Gott ist geklärt. Das Problem eines vollkommenen Hohenpriesters ist geklärt. Das Problem der moralischen und geistlichen Unreinheit ist geklärt.
i. Die Ermutigung, hinzuzutreten, wäre nicht gegeben worden, wenn sie nicht notwendig gewesen wäre. Diese entmutigten Christen hatten ein Problem damit, hinzuzutreten. Das war ihr eigentliches Problem: Sie hatten ihre intime Beziehung mit Jesus verloren und nichts anderes funktionierte mehr richtig.
ii. Vielleicht dachten sie, dass sie viele Probleme hätten: Verfolgung, schwierige Beziehungen, kulturelle oder wirtschaftliche Probleme. Aber ihr wahres Problem war, dass sie in ihrer Beziehung mit Gott nicht auf dem richtigen Weg waren. Sie sind nicht auf der Grundlage dessen, was Jesus am Kreuz, durch das leere Grab und im Himmel getan hat, auf Gott hinzugetreten.
iii. Wenn wir schwierige Zeiten durchmachen, sollten wir uns daran erinnern, dass viele Menschen schon weit Schlimmeres durchgemacht haben und dabei eine bessere Einstellung und mehr Freude hatten als du sie jetzt hast. Wo liegt der Unterschied? Sie wussten, wie man hinzutritt.
iv. Es war wichtig, dass die ursprünglichen Leser dieses Briefes daran erinnert wurden, dass sie diese Intimität und Nähe niemals mit Hilfe der Institutionen des Alten Bundes zurückgewinnen konnten.
2. (23) Lasst uns an der Wahrheit festhalten.
Lasst uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung, ohne zu wanken — denn er ist treu, der die Verheißung gegeben hat.
a. Lasst uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung, ohne zu wanken:Entmutigung hatte dazu geführt, dass sie in der Wahrheit wankten. Eine erneuerte Zuversicht in die Größe Jesu und den Neuen Bund wird sie im Glauben stark sein lassen.
b. Denn er ist treu, der die Verheißung gegeben hat: Wir können festhalten, weil der, der die Verheißung gegeben hat, treu ist. Es ist viel besser, auf seine Treue zu vertrauen statt auf unsere!
3. (24-25) Lasst uns nach der Gemeinschaft des Volkes Gottes streben.
Und lasst uns aufeinander achtgeben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das um so mehr, als ihr den Tag herannahen seht!
a. Und lasst uns aufeinander achtgeben: Entmutigung führte dazu, dass sie Gemeinschaft mieden, obwohl sie sie gerade in dieser Zeit am meisten gebraucht hätten. Jesus begegnet uns in unserem Nächsten, damit wir uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Werken anspornen können.
b. Indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen: Wenn wir die Gemeinschaft verlassen, öffnen wir der Entmutigung Tür und Tor. Wo Christen einander nicht ermahnen, verschlimmert sich diese Situation.
i. Viele gehen zur Gemeinde, wenn sie sich gerade danach fühlen. Aber unsere Motivation zur Gemeinschaft muss sein, dass wir Gott gehorchen und anderen geben möchten. Wir sollten zur Gemeinde gehen und dort die ermutigen, die in der Gefahr stehen, von Entmutigung überrollt und hinuntergezogen zu werden.
ii. „Christliche Ermahnung bedeutet, dass wir andere eindringlich und voller Mitgefühl dazu ermutigen, auf dem Weg mit Jesus weiterzugehen. Es bedeutet vielleicht, von unserem eigenen Leben im Glauben zu erzählen oder es bedeutet oft auch, den anderen zu warnen“. (Newell)
c. Und das um so mehr als ihr den Tag herannahen seht! Je näher die Wiederkunft Jesu kommt, desto intensivere Gemeinschaft sollten wir mit den Kindern Gottes, unserer eigenen Versammlung, haben.
C. Eine weitere Warnung: Harrt aus.
1. (26-31) Die Gefahr der bewussten Ablehnung des vollkommenen Opfers Jesu für uns.
Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt für die Sünden kein Opfer mehr übrig, sondern nur ein schreckliches Erwarten des Gerichts und ein Zorneseifer des Feuers, der die Widerspenstigen verzehren wird. Wenn jemand das Gesetz Moses verwirft, muss er ohne Erbarmen sterben auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin; wie viel schlimmerer Strafe, meint ihr, wird derjenige schuldig erachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt wurde, für gemein geachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat? Denn wir kennen ja den, der sagt: „Die Rache ist mein; ich will vergelten! spricht der Herr“, und weiter: „Der Herr wird sein Volk richten“. Es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!
a. Denn wenn wir mutwillig sündigen: Der Ausdruck „mutwillig sündigen“ wird in Hebräer 10,29 definiert. Er beschreibt jemanden, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt wurde, für gemein geachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat. Es ist eine bewusste, wohl durchdachte Ablehnung des großartigen Werks, das Jesus am Kreuz für uns vollbracht hat.
i. Mutwillig sündigen: In gewisser Hinsicht ist jede Sünde eine „mutwillige Sünde“. Aber der Verfasser des Hebräerbriefes spricht hier von etwas, dass für die entmutigten jüdischen Christen viel wichtiger und entscheidender war. Sie dachten darüber nach, ihren einzigartig christlichen Glauben zu verlassen und zum Judentum mit seinem Opfersystem zurückzukehren. Dies bedeutete aber, Jesus den Rücken zuzukehren.
ii. „Hier wird keine Person beschrieben, die der Versuchung zur Sünde nicht standhalten konnte. Ein Mensch begeht vielleicht einen Fehler oder er sündigt bewusst, aber trotzdem leugnet er damit nicht das Evangelium oder den Herrn, der ihn erkauft hat. Das ist eine ernste Sache und es ist gefährlich, aber nicht hoffnungslos“. (Clarke)
b. So bleibt für die Sünden kein Opfer mehr übrig: Für den, der das Sündopfer Jesu ablehnt, steht kein anderes Opfer zur Verfügung, das ihn reinigen könnte.
c. Wie viel schlimmerer Strafe: Wer Jesu Opfer ablehnt, dem ist eine schreckliche Strafe gewiss, noch gewisser als unter dem Alten Bund.
d. Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben: Wenn wir mutwillig sündigen, indem wir das Werk Jesu als nicht ausreichend ablehnen, haben wir:
i. den Sohn Gottes mit Füßen getreten: Wir entehren ihn, wenn wir das großartigste Werk, das er für uns getan hat, ablehnen. Wir werten ihn ab, in dem wir das abwerten, was er getan hat.
ii. das Blut des Bundes (…) für gemein geachtet: Wir schätzen das Blut Jesu nicht höher als das der unzähligen Tieropfer unter dem Alten Bund.
iii. den Geist der Gnade geschmäht: Wenn wir Jesus und sein vollendetes Werk für uns ablehnen, beleidigen damit wir den Heiligen Geist, der die Aufgabe hat, uns Jesus und sein Werk zu präsentieren (Johannes 16,8-15).
e. Es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen: Es ist tatsächlich schrecklich, eines Tages dem Gott gegenüber zu stehen, den man bewusst abgelehnt und beleidigt hat.
i. „In die Hände des lebendigen Gottes fällt man, wenn man sich gegen seine Liebe gewehrt, seine Errettung abgelehnt und ihn so lange abgelehnt hat, bis der Punkt überschritten ist, an dem Gott weiterhin gnädig sein kann“. (Newell)
2. (32-34) Fass‘ dir ein Herz, auch wenn du gerade entmutigt bist und erinnere dich daran, wie du früher in schwierigen Situationen an Gott festgehalten hast.
Erinnert euch aber an die früheren Tage, in denen ihr, nachdem ihr erleuchtet wurdet, viel Kampf erduldet habt, der mit Leiden verbunden war, da ihr teils selbst Schmähungen und Bedrängnissen öffentlich preisgegeben wart, teils mit denen Gemeinschaft hattet, die so behandelt wurden. Denn ihr hattet Mitleid mit mir in meinen Ketten bewiesen und den Raub eurer Güter mit Freuden hingenommen, weil ihr in euch selbst gewiss seid, dass ihr ein besseres und bleibendes Gut in den Himmeln besitzt.
a. Erinnert euch aber an die früheren Tage: Diese Christen hatten bereits für Jesus gelitten; sie waren aus der jüdischen Gemeinschaft ausgeschlossen und vielleicht sogar für tot erklärt worden. Dies war geschehen, nachdem sie zum Glauben an Jesus gekommen waren (nachdem ihr erleuchtet wurdet).
b. Viel Kampf erduldet habt, der mit Leiden verbunden war: Ihre Verfolgung zeigte sich in vielerlei Hinsicht. Sie waren Schmähungen und Bedrängnissen öffentlich preisgegeben und hatten Gemeinschaft mit denen, die so behandelt wurden, unter anderem auch mit dem Verfasser des Hebräerbriefes (denn ihr hattet Mitleid mit mir in meinen Ketten bewiesen). Auch in wirtschaftlicher Sicht hatten sie Verfolgung erlitten (den Raub eurer Güter). Die Betonung liegt hier darauf, dass sie diese Dinge erlebt und sie ausgehalten hatten. Diese Erinnerung an ihre frühere Ausdauer sollte sie dazu ermutigen, auch in Zukunft stark zu sein.
i. Clarke über „viel Kampf, der mit Leiden verbunden war“: „Dies ist eine Anspielung auf die Nahkämpfe bei den griechischen Spielen oder auf die Zurschaustellung der Gladiatoren bei öffentlichen Vorführungen“.
c. Weil ihr in euch selbst gewiss seid, dass ihr ein besseres und bleibendes Gut in den Himmeln besitzt: Sie hatten Verfolgung überstanden, weil sie sich eine auf den Himmel gerichtete Perspektive bewahrt hatten. Der Verfasser macht deutlich: auch eure aktuelle Situation, auch diese Entmutigung, könnt ihr durchstehen.
3. (35-39) Nutze deine Erfahrungen aus der Vergangenheit um daraus Kraft zum Ausharren in der Zukunft zu gewinnen.
So werft nun eure Zuversicht nicht weg, die eine große Belohnung hat! Denn standhaftes Ausharren tut euch not, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung erlangt. Denn noch eine kleine, ganz kleine Weile, dann wird der kommen, der kommen soll, und wird nicht auf sich warten lassen. „Der Gerechte aber wird aus Glauben leben“; doch: „Wenn er feige zurückweicht, so wird meine Seele kein Wohlgefallen an ihm haben“. Wir aber gehören nicht zu denen, die feige zurückweichen zum Verderben, sondern zu denen, die glauben zur Errettung der Seele.
a. So werft nun eure Zuversicht nicht weg: Diese entmutigten Christen standen in der Gefahr, ihre Zuversicht in Jesus wegzuwerfen und zurück zu einer auf dem Alten Bund basierenden Beziehung zu Gott zu gehen.
b. Denn standhaftes Ausharren tut euch not: Sie und auch wir brauchen standhaftes Ausharren um die Verheißung Gottes empfangen zu können, nachdem wir den Willen Gottes getan haben. Die härtesten und entmutigendsten Anfechtungen erleben wir dann, wenn wir Gottes Willen deutlich gehört haben, die Erfüllung seiner Zusagen aber sehr weit weg zu sein scheint. Deswegen brauchen wir Ausharren. Unsere Treue in Zeiten, in denen Verheißungen scheinbar nicht erfüllt werden, ist der Maßstab unseres Gehorsams und unserer geistlichen Reife.
i. Ausharren wächst durch Anfechtungen, die Bewährung unseres Glaubens (Jakobus 1,2-4).
c. Der Gerechte aber wird aus Glauben leben: Wir müssen den Fußstapfen der Gerechten folgen, die aus Glauben leben werden. Sie harren aus, bis Gottes Verheißungen erfüllt sind.
i. Jedes Wort in Habakuk 2,4 ist wichtig. Der Herr zitiert diesen Vers dreimal im Neuen Testament um seine Wichtigkeit zu verdeutlichen.
· In Römer 1,17 zitiert Paulus Habakuk 2,4 mit der Betonung auf Glauben: „Der Gerechte aber wird aus Glauben leben“.
· In Galater 3,11 zitiert Paulus Habakuk 2,4 mit der Betonung auf gerecht: „Der Gerechte aber wird aus Glauben leben“.
· Hier in Hebräer 10,38 liegt die Betonung auf leben: „Der Gerechte wird aus Glauben leben“.
d. Wir aber gehören nicht zu denen, die feige zurückweichen zum Verderben, sondern zu denen, die glauben zur Errettung der Seele: Das ist eine tröstliche Schlussfolgerung. Wir gehören zu denen, die ausharren und wir werden die Verheißung Gottes erhalten. Wir werden nicht zu alten Traditionen zurückweichen oder zu einer auf dem Alten Bund basierenden Beziehung zu Gott oder zu irgendeinem anderen Ersatz für Jesus zurückgehen.
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