Hebräer 1 – Ein über alles erhabener Erretter
A. Jesus, der über alles erhabene Erretter.
1. (1-2a) Die Offenbarung Jesu war erhabener als die der Propheten des Alten Testaments.
Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn.
a. Gott: Der Hebräerbrief beginnt ohne die Nennung des Autors, nur Gott wird erwähnt. Der menschliche Autor des Hebräerbriefs bleibt unbekannt, aber es wird deutlich, dass das Buch durch den Heiligen Geist eingegeben ist.
i. Die früheste Aussage über den Verfasser des Hebräerbriefs stammt von Clemens von Alexandrien. Er sagte, Paulus habe ihn auf hebräisch geschrieben und Lukas ihn ins Griechische übersetzt (Eusebius, History 6.14.2). Weit verbreitet ist die Auffassung, der Apostel Paulus habe den Hebräerbrief geschrieben, aber darauf verzichtet, seinen Namen zu erwähnen, da die Empfänger des Briefes ihn kannten (Hinweise darauf finden sich in Hebräer 13,18-19 und 13, 23-24).
ii. Trotzdem glauben viele Ausleger nicht, dass Paulus der Autor dieses Briefes ist. Dods zitiert dazu Farrar: „Der Verfasser klingt ganz anders als Paulus; er schreibt anders, argumentiert anders, konstruiert Sätze und Satzverbindungen anders, seine Briefe sind ganz anders aufgebaut. Er schreibt im Stil eines Mannes, der sowohl auf griechisch denkt als auch schreibt, Paulus hingegen schrieb auf griechisch, dachte aber auf syrisch“.
iii. F.F. Bruce zitiert in dieser Frage Calvin: „Die Art des Lehrens und der Stil zeigen hinreichend auf, dass Paulus nicht der Autor ist. Der Verfasser bekennt im zweiten Kapitel (Hebräer 2,3), dass er einer der Jünger der Apostel war. Diese Aussage unterscheidet sich grundlegend von der Art und Weise, wie Paulus sich normalerweise in seinen Briefen vorstellte“.
iv. Der frühgeschichtliche Ausleger Tertullian (er schrieb Anfang des 2.Jahrhunderts) behauptete, Barnabas habe den Hebräerbrief geschrieben, aber er führte außer den Hinweisen, dass Barnabas Levit (Apostelgeschichte 4,36) und ein „Sohn des Trostes“ (Apostelgeschichte 4,36) war, keine Argumente für seine Meinung an.
v. Martin Luther glaubte, Apollos habe den Hebräerbrief geschrieben, da in der Apostelgeschichte deutlich wird, dass Apollos wortgewandt war und sich im Alten Testament sehr gut auskannte (Apostelgeschichte 18,24).
vi. Der deutsche Theologe Adolf Harnack dachte, Priscilla habe den Hebräerbrief (zusammen mit ihrem Ehemann Aquilla) geschrieben. Als Autorin sei sie aber nicht erwähnt worden, um die Tatsache zu verbergen, dass eine Frau den Brief verfasste. Dies hätte sicherlich zu Streitigkeiten und Auseinandersetzungen geführt. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass eine Frau den Brief schrieb, weil man im Griechischen an verschiedenen Wortendungen erkennen kann, welches Geschlecht eine Person hat. Die Aussagen des Verfassers über sich selbst (Hebräer 11,32) zeigen auf, dass es sich um einen männlichen Schreiber handelt.
viii. Egal, wer der menschliche Autor des Hebräerbriefs ist, es gibt Hinweise darauf, dass der Brief relativ früh, vermutlich zwischen 67 und 69 nach Christus, geschrieben wurde. Der Bezug auf Timotheus (Hebräer 13,23) weist darauf hin. Auch der fehlende Hinweis auf die Verfolgung der Christen (Hebräer 12,4) lässt darauf schließen, dass der Brief relativ früh verfasst wurde. Auch das Fehlen von Hinweisen auf die Zerstörung des Tempels lässt darauf schließen, dass der Hebräerbrief vor dem Jahr 70 nach Christus verfasst wurde, dem Jahr also, in dem Jerusalem und der zweite Tempel zerstört wurden. Da der Verfasser des Hebräerbriefs so deutlich auf das Ende des Alten Bundes hinweist, wäre es unwahrscheinlich, die Zerstörung des Tempels unerwähnt zu lassen, wenn sie sich schon vor dem Schreiben des Briefes ereignet hätte.
b. Gott: So beginnt das Buch. Es wird kein Versuch unternommen, die Existenz Gottes zu beweisen; Die Schrift nimmt an, dass wir wissen, dass Gott existiert, dass wir einige seiner Charakterzüge durch die Schöpfung (Psalm 19,1-4 und Römer 1,20) kennen und wissen, dass er zu Menschen spricht.
c. Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise geredet hat: Die Offenbarung durch die Propheten geschah auf vielerlei Weise – manchmal durch Gleichnisse, historische Erzählungen, Konfrontationen der Propheten mit den politischen Führern des Volkes, dramatische Präsentationen, Psalmen, Sprüche und ähnliches.
i. Gott sprach im Alten Testament auf vielerlei Weise.
· Er sprach zu Mose durch einen brennenden Busch (2.Mose 3).
· Er sprach zu Elia in einem sanften Säuseln (1.Könige 19).
· Er sprach zu Jesaja in einer himmlischen Vision (Jesaja 6).
· Er sprach zu Hosea durch seine Familiensituation (Hosea 1,2).
· Er sprach zu Amos durch einen Obstkorb (Amos 8,1).
ii. Die Kernaussage dieses Abschnitts ist, dass Gott durch die Propheten in vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat, nicht, dass Gott in vielerlei Weise zu den Propheten sprach (obwohl das natürlich auch richtig ist).
iii. Wenn wir die Bestandteile des Lichts als Illustration verwenden, können wir sagen, dass Gott im Alten Testament durch ein Spektrum sprach; Jesus ist das Prisma, das diese Lichtbündel sammelt und sie zu einem reinen Strahl bündelt.
iv. Der Hebräerbrief verweist oft auf das Alte Testament. Dieser Brief ist tief im Alten Testament verwurzelt. Er enthält 29 Zitate (des Alten Testaments) und 53 Hinweise (auf den ersten Teil der Heiligen Schrift), insgesamt also 82 Bezüge. Bedeutsam ist, dass der Hebräerbrief nicht ein einziges Mal auf die apokryphischen Bücher hinweist.
d. In diesen letzten Tagen:Dieser Ausdruck bezieht sich auf das Zeitalter des Messias. Es mag ein langer Zeitabschnitt sein, aber es ist der letzte.
e. Zu uns geredet:Dies ist die erste allgemeine Erwähnung der Leser, sie werden aber nicht eindeutig identifiziert. Der Kontext des Werks macht allerdings deutlich, dass es sich um einen Brief (vielleicht aber auch eine Predigt oder ein Essay) handelt, der an jüdische Christen im ersten Jahrhundert geschrieben wurde.
i. Die Struktur des Hebräerbriefs unterscheidet sich von anderen Büchern des Neuen Testaments. Er beginnt wie ein Essay, wird dann zur Predigt und endet wie ein Brief.
ii. Der Brief wurde für Christen mit jüdischem Hintergrund, zugleich aber auch für Leser mit griechischer Prägung geschrieben. Das erkennt man daran, dass der Brief Jesus als absolute Realität erklärt. Diese Art und Weise, über Jesus nachzudenken, erklärt all denen den Erretter, die von den griechischen Philosophen beeinflusst waren.
iii. Der Hebräerbrief bestärkt entmutigte Christen dazu, voller Entschlossenheit mit Jesus zu leben, im Licht der vollkommenen Überlegenheit dessen, der er ist und was er für uns getan hat.
f. Geredet durch seinen Sohn: Jesus überbrachte nicht in erster Linie eine Botschaft des Vaters, er istdie Botschaft des Vaters. Jesus ist daher weit mehr ist als der letzte oder beste Prophet. Er offenbart etwas, dass kein anderer Prophet hätte offenbaren können.
i. Die Offenbarung Jesu war einzigartig, weil sie nicht nur die Botschaft Gottes war (wie das auch bei jedem anderen inspirierten Verfasser biblischer Schriften der Fall war), sondern weil sie gleichzeitig auch durch die Persönlichkeit Gottes gegeben wurde. Die Persönlichkeiten von Paulus, Petrus, Johannes und anderen biblischen Autoren kommen in ihren Schriften deutlich. Aber in der Offenbarung Jesu sehen wir die Persönlichkeit Gottes.
ii. Im Hebräerbrief spricht Jesus (größtenteils) nicht über sich selbst. In gewisser Weise spricht im Hebräerbrief nicht der Sohn, sondern der Vater über den Sohn. Gott der Vater erklärt, wer Gott der Sohn ist. „Wenn der Mensch nicht durch den Sohn über Gott lernt, würden auch keine prophetischen Stimmen oder Handlungen diesen überzeugen“. (Guthrie)
2. (2b-3) Eine siebenfaltige Beschreibung des herrlichen Sohnes.
Ihn hat er eingesetzt zum Erben von allem, durch ihn hat er auch die Weltzeiten geschaffen; dieser ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens und trägt alle Dinge durch das Wort seiner Kraft; Er hat sich, nachdem er die Reinigung von unseren Sünden durch sich selbst vollbracht hat, zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt.
a. Erbe von allem:So beginnt ein wunderbarer Teil der Schrift, der Jesus beschreibt. Zuerst ist er der Erbe von allem. Hier wird deutlich, wie herausragend und unübertroffen Jesus ist. Das finden wir bestätigt in der Aussage, dass Jesus als Erstgeborener über aller Schöpfung steht (Kolosser 1,15).
b. Er hat die Weltzeiten geschaffen:Das griechische Wort, das hier mit „Weltzeiten“ übersetzt wird, ist aion. Es verdeutlicht, dass Jesus mehr tat, als nur die materielle Welt zu schaffen. Er schuf auch die Zeitalter – Die Zeitalter derGeschichte selbst sind die Schöpfung des Sohnes Gottes.
c. Die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit:Jesus ist die Ausstrahlungder Herrlichkeit des Vaters. Das griechische Wort für Ausstrahlung ist apaugasma und beschreibt die Strahlung des Lichts, die von der Lichtquelle ausgeht.
i. Jesus ist der „Strahl“ der Herrlichkeit Gottes. Wir sehen nicht die Lichtquelle selbst, sondern nur die Strahlen, die uns erreichen. Genauso haben wir noch nie Gott den Vater gesehen, aber wir sehen ihn durch die „Strahlen“ des Sohnes Gottes.
ii. Der griechische Philosoph Philo gebrauchte das Wort apaugasma um das „Logos“ zu beschreiben: Das Wesen oder den intelligenten Verstand, der das Universum geordnet hat. Der Verfasser des Hebräerbriefs erklärte Jesus mit Hilfe von Ausdrücken, die sowohl für die Juden des ersten Jahrhunderts als auch für die, welche die griechischen Philosophen kannten, verständlich waren.
d. Der Ausdruck seines Wesens: Diese Worte beschreiben ein genaues Ebenbild wie es von einem Stempel erzeugt wird. Jesus repräsentiert Gott ganz exakt, bis ins kleinste Detail.
e. Trägt alle Dinge durch das Wort seiner Kraft: Das Wort, das hier mit „tragen“ übersetzt wird, sollte genauer mit dem Wort „erhalten“ wiedergegeben werden. Es bedeutet nicht, dass jemand etwas passiv nach oben hält (wie der mythologische Atlas die Erde hoch hält), sondern es beschreibt ein aktives Erhalten.
i. Während seines Dienstes auf Erden hat Jesus immer wieder die Macht seines Wortes demonstriert. Er konnte heilen, vergeben, Dämonen austreiben, die Naturgewalten stillen – er sprach nur ein Wort. Hier sehen wir, dass sein Wort so mächtig ist, dass es alle Dinge trägt.
f. Er vollbrachte die Reinigung von unseren Sünden:Durch die vorige Beschreibung wissen wir, dass der Sohn Gottes ein Wesen voller Macht und Weisheit ist. Jetzt wissen wir auch, dass er voller Liebe ist, weil er uns von der Schuld und Schande unserer Sünde freigekauft hat. Er selbst tat es und zeigte dadurch, dass niemand anderes dies für uns hätte tun können und auch wir selbst es auch nicht für uns vollbringen können.
g. Zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt:Das ist eine Position der Majestät, der Ehre, der Herrlichkeit und des vollbrachten Werks. Diese Stellung erhebt Jesus weit über alle Schöpfung.
3. (4) Deswegen ist Jesus so viel erhabener als die Engel.
Und er ist um so viel erhabener geworden als die Engel, als der Name, den er geerbt hat, ihn auszeichnet vor ihnen.
a. Und er ist um so viel erhabener geworden als die Engel: Die Beschreibung Jesu in den letzten Versen zeigt uns, dass seine Position allen Engeln weit überlegen ist. Trotzdem lesen wir hier, dass Jesus erhabener als die Engel wurde. Wir können sagen, dass er immer erhabener als die Engel ist, aber gleichzeitig auch erhabener als die Engel wurde.
i. Jesus wurde erhabener in der Hinsicht, dass er durch Leiden (Hebräer 2,10) vollendet gemacht wurde (als der Urheber unseres Heils) – etwas, dass kein Engel jemals getan hat.
b. Als der Name (…) ihn auszeichnet vor ihnen: Jesu über alles erhabene Position wird durch einen unübertroffenen Namen verdeutlicht. Es ist nicht einfach nur ein Titel, sondern gleichzeitig auch eine Beschreibung seiner Natur und seines Charakters. Es gibt viele Gründe, warum es wichtig ist, die unvergleichliche Herrlichkeit Jesu, die ihn weit über alle Engel stellt, zu verstehen.
i. Oft verstehen wir etwas am Besten, wenn es durch einen Kontrast verdeutlicht wird.
ii. Der Alte Bund wurde Mose durch Engel überbracht, ein erhabenerer Bund jedoch durch ein erhabeneres Wesen gestiftet. Die Juden des ersten Jahrhunderts dachten vielleicht, dass das Evangelium durch einfache Männer – die Apostel – verbreitet wurde. Aber in Wahrheit kam das Evangelium durch Jesus, der erhabener ist als die Engel.
iii. In der frühen Gemeinde entwickelte sich die gefährliche Tendenz, Engel anzubeten (Kolosser 2,18; Galater 1,8). Der Hebräerbrief zeigt auf, dass Jesus weit über ihnen steht.
iv. Ebenso verbreitete sich die Irrlehre, Jesus selbst sei ein Engel. Das aber ist eine Vorstellung, die seine Herrlichkeit und Majestät herabsetzt.
v. Zu verstehen, warum Jesus erhabener als die Engel ist, hilft uns auch, zu begreifen, dass er gleichzeitig höher steht als jede Person oder jede Sache in unserem Leben.
vi. Wir sehen hier, dass der Hebräerbrief und die Verklärung Jesu, von der wir in den Evangelien lesen, die gleiche Absicht haben. Beide rufen uns sozusagen zu: „Dies ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören!“ (Markus 9,7)
B. Die Schrift beweist, dass Jesus erhabener als die Engel ist.
1. (5) Jesus ist erhabener als die Engel, weil er der Sohn Gottes ist, wie Psalm 2,7 und 2.Samuel 7,14 aufzeigen.
Denn zu welchem von den Engeln hat er jemals gesagt: „Du bist mein Sohn; heute habe ich dich gezeugt?“ Und wiederum: „Ich werde sein Vater sein, und er wird mein Sohn sein“.
a. Du bist mein Sohn: Gott der Vater nennt Jesus „Sohn“ – dies ist der erhabenere Name aus Hebräer 1,4. Das zeigt, dass Jesus großartiger als die Engel ist, denn keinem Engel war jemals dieser großartige Name gegeben worden. Auch wenn die Engel als Gruppe einige Male „Söhne Gottes“ genannt werden (s. Hiob 1,6), wurde doch niemals ein einzelner Engel so bezeichnet.
b. Heute habe ich dich gezeugt: Das Wort „gezeugt“ beschreibt die Übereinstimmung im Wesen und dem Charakter zwischen Vater und Sohn. Es bedeutet, dass der Vater und der Sohn dasselbe Wesen, denselben Charakter haben.
2. (6-7) Jesus steht höher als die Engel, denn sie dienen ihm und beten ihn an. Er ist ihr Gott, wie auch 5.Mose 32,43 und Psalm 104,4 (nach der Septuaginta und den Schriftrollen vom Toten Meer) aufzeigen.
Und wenn er den Erstgeborenen wiederum in die Welt einführt, spricht er: „Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten! Von den Engeln zwar sagt er: „Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zu Feuerflammen“.
a. Der Erstgeborene: Dieses Wort wurde gebraucht, um eine Idee zu verdeutlichen, aber auch als Beschreibung des zuerst Geborenen in einer Familie. Weil der erstgeborene Sohn der erste in der Erblinie war und somit eine Position der Ehre einnahm, kann der Titel „Erstgeborener“ auch jemanden beschreiben, der eine höhere, ehrenhafte Stellung einnahm.
i. Vielen nicht zuerst geborenen, wurde der Titel „Erstgeborener“ in der Bibel verliehen. Beispiele dafür sind z.B. David (Psalm 89,28) und Ephraim (Jeremia 31,9).
ii. Laut Rabbi Bechai (zitiert nach Lightfoot) nannten Rabbis zu biblischen Zeiten Yahweh selbst den „Erstgeborenen der Welt“. Es war ein Titel,kein Herkunftsnachweis.
iii. Rabbis nutzten den Ausdruck Erstgeborener als spezifisch messianischen Titel. Ein Rabbi schrieb: „Gott sagte: ‚Wie ich Jakob zum Erstgeborenen machte (2.Mose 4,22), so werde ich auch den König Messias zum Erstgeborenen machen (Psalm 89,28)’“. (R.Nathan in Shemoth Rabba, zitiert nach Lightfoot)
b. Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten: Jesus ist erhaben, weil er das Objekt der Anbetung der Engel ist. Er ist nicht ein Engel, der selber anbetet. Sie beten ihn an. Er wird angebetet. Offenbarung 5 gibt uns eine kleine Vorstellung davon, wie die Engel Jesus anbeten.
c. Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zu Feuerflammen:Jesus ist Herr über die Engel. Sie sind seine Engel und seine Diener. Die Engel gehören zu Jesus, aber er ist selber kein Engel.
3. (8-12) Jesus ist erhaben über die Engel, weil selbst der Vater ihn (und nicht die Engel) Gott und Herr (Yahweh) nennt, dies sehen wir in Psalm 45,7-8 und Psalm 102,26-28 (nach der Septuaginta).
Aber von dem Sohn: „Dein Thron, o Gott, währt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Das Zepter deines Reiches ist ein Zepter des Rechts. Du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat dich, o Gott, dein Gott mit Freudenöl gesalbt, mehr als deine Gefährten!“ Und: „Du, o Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind das Werk deiner Hände. Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie alle werden veralten wie ein Kleid, und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, und sie sollen ausgewechselt werden. Du aber bleibst derselbe, und deine Jahre nehmen kein Ende“.
a. Dein Thron, o Gott: Es ist hier ganz offensichtlich, dass der Vater den Sohn Gott nennt. Die erste Person der Dreieinigkeit spricht von der zweiten Person der Dreieinigkeit und nennt sie Gott. Dies ist ein einzigartiger und kraftvoller Beweis der Göttlichkeit Jesu.
i. Einige Gelehrte argumentieren, dass es in der Bibel verschiedene Wesen und Personen wie z.B. Satan (2.Korinther 4,4) und irdische Richter gegeben hat (Psalm 82,1+ 6) die Gott (bzw. Götter) genannt werden. Aber diese Beispiele machen deutlich, dass diese Wesen/Personen nur vortäuschten, Gott zu sein. Wenn Jesus kein wahrer Gott wäre, dann wäre er ein falscher Gott wie Satan und die bösen Richter aus Psalm 82.
ii. Aber Jesus ist der wahre und lebendige Gott. Hier wird er auch von Gott dem Vater so genannt. Kapitel 1,1 und 20,28 des Johannesevangeliums bezeichnen ihn ebenfalls als Gott. Auch Paulus nennt ihn in Titus 2,13 und 3,4 so.
b. Darum hat dich, o Gott, dein Gott gesalbt: Dieser Abschnitt zeigt ein beeindruckendes Wechselspiel zwischen den Personen der Dreieinigkeit auf. „Gott, dein Gott“ spricht von dem Vater und seiner Autorität über die zweite Person der Dreieinigkeit, Jesus. „Dich“ bezieht sich auf den Sohn. „Gesalbt“ gibt einen Hinweis auf den Dienst und die Gegenwart des Heiligen Geistes, der dritten Person der Dreieinigkeit.
c. Du, o Herr, hast im Anfang:Der Sohn wird nicht nur Gott, sondern auch Herr (Yahweh) genannt. Er wird mit Eigenschaften und Begriffen beschrieben, die nur Gott zustehen.
i. Du, o Herr, hast im Anfang die Erde gegründet: Wir sehen, dass Jesus, die zweite Person der Dreieinigkeit, der Schöpfer ist. Jesaja 45,12 und Jesaja 45,18 betonen z.B., dass Yahweh der Schöpfer ist.
ii. Sie werden vergehen, du aber bleibst: Wir lesen hier, dass Jesus Christus, die zweite Person der Dreieinigkeit selbstexistent ist. Psalm 102,26-28 sagt dies auch von Yahweh.
iii. Wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, und sie sollen ausgewechselt werden:Jesus Christus, die zweite Person der Dreieinigkeit ist souverän, hat Autorität über die ganze Schöpfung und die Geschichte, wie wir es auch in Psalm 102,26-28 von Yahweh lesen.
iv. Du aber bleibst derselbe:Jesus Christus, die zweite Person der Dreieinigkeit ist unveränderlich und immer derselbe. Er ist ewig (deine Jahre nehmen kein Ende). Psalm 102,26-28 sagt dasselbe über Yahweh aus. Der Autor des Hebräerbriefs macht deutlich, dass es ohne jeden Zweifel auch auf Jesus zutrifft.
4. (13-14) Jesus steht über den Engel, weil er sich zur Rechten Gottes setzte. Er hat sein Werk vollendet, während die Engel beständig arbeiten. Wir sehen dies z.B. in Psalm 110,1.
Zu welchem von den Engeln hat er denn jemals gesagt: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße?“ Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche das Heil erben sollen?
a. Setze dich zu meiner Rechten: Jeder, der in der Gegenwart Gottes sitzen darf, zeigt dadurch, dass er jedes Recht hat dort zu sein. Vor dem Thron Gottes gibt es keine Sitzplätze für die Engel, weil sie Gott beständig loben und ihm dienen. Aber Jesus sitzt – auf die Einladung Gottes, des Vaters, hin – zur Rechten Gottes.
i. Es ziemt sich nicht, sich in der Gegenwart einer Majestät zu wohl zu fühlen. Es gibt eine Geschichte von einem Mann namens Lear, der dazu angestellt wurde, Königin Viktoria Kunstunterricht zu geben. Alles lief gut und Lear fing an, sich im Palast zu Hause zu fühlen. Er genoss es vor dem Feuer zu stehen, sich an die Feuerstelle zu lehnen und sich entspannt zu wärmen. Aber jedes Mal, wenn er das tat, lud ihn einer der Bediensteten der Königin ein, sich dieses oder jenes im Raum anzusehen, so dass er sich bewegen musste. Niemand erklärte es ihm, aber nach einer Weile verstand er: Es ist nicht richtig für einen Untergegebenen, sich in der Gegenwart der Königin zu wohl zu fühlen. Jesus ist kein Untertan – er ist Herrscher, deshalb darf er in der Gegenwart der Majestät sitzen.
b. Zu welchem von den Engeln hat er denn jemals gesagt: „Setze dich zu meiner Rechten“: Die Engel haben nicht die Erlaubnis, sich in der Gegenwart Gottes „zu entspannen“. Sie „stehen“ vor dem Vater, aber der Sohn setzt sich hin, weil er kein Bediensteter, sondern der Herrscherist.
c. Sind sie nicht alle dienstbare Geister: Engel sind dienstbare Geister, keine regierenden Geister; Dienen, nicht Herrschen ist ihre Berufung. In dieser Hinsicht könnte man Engel mit Werkzeugen vergleichen, die nie kaputt gehen. Sie arbeiten beständig, während Jesus eine Position der Ruhe einnimmt, weil er der Sohn ist.
i. Jesus wird auch Diener genannt, aber dies ist Teil seiner freiwilligen Demütigung, nicht seiner grundlegenden Natur. Es entspricht hingegen der grundlegenden Natur der Engel Diener zu sein.
d. Ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche das Heil erben sollen: Den Engeln ist befohlen Gott zu dienen, aber er teilt sie ein zum Dienst an allen erlösten Männern und Frauen. Dies zeigt Gottes große Liebe zu uns. Es verdeutlicht die Tatsache, dass er uns an allen Dingen Anteil geben möchte.
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