Die Gemeinschaft der neuen Menschen in Jesus

So zieht nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut; ertragt einander und vergebt einander, wenn einer gegen den anderen zu klagen hat; gleichwie Christus euch vergeben hat, so auch ihr. (Kolosser 3,12-13)

In Kolosser 3 schreibt der Apostel Paulus über das erstaunliche Werk, dass Gott Seine Kinder in Jesus Christus neu macht. Wir müssen den alten Menschen, der nach dem Muster von Adam gemacht ist, ablegen und unsere neue und wahre Identität anziehen: den neuen Menschen, nach dem Muster von Jesus Christus.

Das ist ein individuelles Geschehen, das Stück für Stück passiert. Diese neuen Männer und Frauen in Jesus leben zusammen in Gottes Familie, und das heißt, sie müssen lernen, wie Gott sich diese Gemeinschaft in Jesus vorstellt und wie man miteinander auskommt.

Paulus sagt, wenn wir den neuen Menschen anziehen, ziehen wir auch herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanfmut, Langmut an. Jede dieser Eigenschaften hier drückt sich in Beziehungen aus. Ein wichtiges Maß für unser christliches Leben findet man ganz einfach darin, wie wir andere Menschen behandeln und in der Qualität unserer Beziehungen zu ihnen.

Paulus redet hier nicht von anderen Tugenden wie Leistung, Intelligenz, Fleiß oder harte Arbeit. Nicht weil diese Dinge nicht wichtig wären – das sind sie. Doch Gott wollte zuerst davon sprechen, wie wir mit unseren Brüdern und Schwestern in Jesus auskommen.

So zieht nun an herzliches Erbarmen. Wenn etwas herzlich ist, berührt es das Herz. Gott will, dass wir sensibel miteinander umgehen, inbesondere wenn es darum geht, Barmherzigkeit zu zeigen.

So zieht nun an Freundlichkeit. Das spricht von der Einstellung, für die das Wohl meines Nächsten genauso wichtig ist, wie mein eigenes. Sie führt keinen rauen Umgangston und versucht die Dinge für andere leichter zu machen, nicht noch schwerer.

So zieht nun an Demut, Sanfmut, Langmut. Die Handlungen einer demütigen Person anderen gegenüber zeichnen sich durch Sanftmut aus, das heißt man dominiert nicht, manipuliert nicht, zwingt niemanden zu seinem eigenen Vorteil, selbst wenn man die Macht und die Fähigkeit dazu hätte. Die Reaktionen eines demütigen Menschens zeichnen sich durch Langmut aus, das heißt, das man nicht ungeduldig oder ärgerlich wird gegenüber den Schwächen und Sünden anderer.

In all dem ertragt einander. Wir geben einander nicht auf. Wir sind Familie, neuen Männer und Frauen zusammen berufen in Seine Familie. Man könnte in die Versuchung geraten, sie für Fremde zu halten, aber wir sind Familie, alle zusammen von Jesus auserwählt.

Neue Männer und neue Frauen können nur miteinander auskommen, wenn wir den alten Menschen ablegen und den neuen anziehen und wie die neuen Menschen leben, zu denen Gott uns gemacht hat. Lass dies diese Woche dein Wunsch und dein Gebet sein.

Put On The New Man from Colosians 3

Zieht an

Und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis, nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat; wo nicht Grieche noch Jude mehr ist, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, noch Barbar, Skythe, Knecht, Freier – sondern alles und in allen Christus. (Kolosser 3,10-11)

In den vorangegangenen Versen hat Paulus den Christen von Dingen erzählt, die sie ablegen sollen – die gottlosen und sündigen Verhaltensweisen, die ihr altes Leben ausmachten. Wir sollen diese Dinge ablegen wie alte, fleckige Klamotten.

Aber etwas ablegen ist unvollständig, wenn nicht wieder etwas angezogen wird. Darum erzählt uns Paulus, dass wir den neuen Menschen anziehen sollen. Wieder benutzt Paulus einen Ausdruck, der für das Wechseln von Kleidung gebraucht wurde. Man kann sich fast einen Menschen vorstellen, der den alten Menschen auszieht und den neuen Menschen in Jesus anzieht. Wenn wir also den „Anzug“ des neuen Menschen anziehen, wie sieht dieser aus?

Erstens ist der neue Mensch erneuert zur Erkenntnis. Das heißt, dass der neue Mensch hungrig danach ist, zu wissen, was Gott in Seinem Wort sagt.

Als nächstes ist der neue Mensch ein Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat. Paulus hatte hier ganz klar 1. Mose 1,27 im Kopf, wo steht, dass Gott Adam nach Seinem Bild erschuf. Trotzdem wird der erste Adam als der alte Mensch betrachtet, den man ablegen sollte, denn nun sind wir nach dem Bild des zweiten Adams – Jesus Christus – erschaffen.

Weil jeder in der Familie Gottes ein neuer Mensch ist, ein Ebenbild dessen, der ihn erschaffen hat, sind wir auf eine Art alle gleich. Darum schreibt Paulus: wo nicht Grieche noch Jude mehr ist, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, noch Barbar, Skythe, Knecht, Freier. Der neue Mensch ist Teil einer Familie, die keine Rasse, keine Nationalität, keine Klasse, keine Kultur bevorzugt. Sie bevorzugt nur Jesus, denn in dieser neuen Familie ist alles und in allen Christus.

Die wunderbare Wahrheit ist, dass das Werk dieser neuen Schöpfung nicht nur um den alten Menschen geht und uns ein neues Vorbild in Jesus Christus gibt; es bricht auch die Mauern nieder, die die Menschen in der Gesellschaft voneinander trennen. Bei den neuen Menschen spielt es keine Rolle ob jemand Grieche oder Jude, beschnitten oder unbeschnitten, Skythe oder Sklave oder Freier ist. All diese Grenzen sind weg.

In der antiken römischen Welt waren das strenge Grenzen; und die Macht Gottes riss sie durch das Evangelium von Jesus Christus nieder. Damit brachte das Christentum etwas Wundervolles in die Welt – als neue Menschen gehören wir alle zu derselben Familie.

Man könnte sagen, es ist ein vierstufiger Prozess:

  1. Durch den Glauben an Jesus legt man den alten Menschen in Form des rebellierenden Adams ab.
  2. Durch den Glauben an Jesus zieht man den neuen Menschen in Form des gehorsamen Jesus an.
  3. Man erneuert sich selbst durch die Erkenntnis, indem man Gottes Wort liest und darüber nachdenkt.
  4. Man lebt ganz bewusst als Teil einer „neuen Familie“.

Wenn du diese vier Dinge tust, könnte das die beste Woche werden, die du seit langer Zeit hattest!

 

Legt das ab

Jetzt aber legt ihr das alles ab – Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, hässliche Redensarten aus eurem Mund. Lügt einander nicht an, da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen. (Kolosser 3,8-9)

In den vorangegangenen Versen schrieb Paulus an die Christen über die Arten von Sünden, die sie aufgeben sollten und denen sie sich für tot halten sollten.

Paulus schrieb über Sünden, die wir normalerweise für berüchtigt halten – sexuelle Sünden und Habgier. Hier sehen wir, dass Paulus dachte, dass wir uns um mehr sorgen sollten, als nur die berüchtigten Sünden; wir sollten uns um alle Sünden sorgen, auch wenn wir glauben, dass sie „geringer“ sind.

Darum schrieb Paulus jetzt aber legt ihr das alles ab. Die Sünden, die Paulus hier auflistet (Zorn, Wut und so weiter) werden von vielen als „kleine“ Sünden gesehen, die viele Christen meinen gefahrlos übersehen können. Gott fordert uns heraus, den alten Menschen abzulegen, und zwar in jedem Bereich unseres Lebens.

Der Ausdruck ablegen ist genau der, der benutzt wird, wenn man davon spricht, einen Anzug oder Kleidung abzulegen. Als ob Paulus meinte: „Nun, da du zu Jesus gehörst, passen dir diese Sünden nicht mehr. Leg sie ab wie alte, schmutzige, schlecht sitzende Kleidung.“

Schau dir die Liste der Sünden an: Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, hässliche Redensarten und Lügen. Jede dieser Sünden geschieht in erster Linie durch das, was wir sagen. Wenn Paulus den Gläubigen zu tieferem Gehorsam aufruft, sagt er uns, dass wir unsere Zunge hüten sollen, wie es in Jakobus 1,26 und 3,1-9 steht.

Das andere, was an dieser Liste auffällt, ist, dass diese Sünden damit zu tun haben, wie wir miteinander umgehen. Wir werden wütend auf andere, wir wünschen anderen Böses und wir lügen einander an. So wie Paulus die Sünden in Kolosser 3,5-9 auflistet, zeigt er zwei hohe Prioritäten im Leben eines Christen auf: sexuelle Moral verbunden mit der richtigen Einstellung gegenüber materiellen Dingen, und einfach miteinander in Liebe umgehen.

Es passiert leicht, dass eine christliche Gemeinschaft hier und da Kompromisse macht, doch Paulus besteht darauf (inspiriert durch den Heiligen Geist), dass beides einen hohen Stellenwert im Leben eines Christen hat.

Da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen bedeutet, dass die Heiligen Gottes in Jesus Christus andere Menschen sind. Darum sollten wir, wenn wir uns zu Unmoral oder Zorn versucht fühlen, dies als unwillkommenen Eindringling sehen, der kein Recht hat, zu bleiben. Das echte Du ist der neue Mensch; der alte ist abgelegt.

 

Vergangenheit und Gegenwart

Tötet daher eure Glieder, die auf Erden sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist; um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams; unter ihnen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr in diesen Dingen lebtet. (Kolosser 3,5-7)

In Kolosser 3,1-4 hat Paulus uns erzählt, dass Jesus Christus für den Christen nun das Leben ist, und dass wir mit Jesus auferweckt und mit Ihm zur Rechten Gottes sitzen. Im Lichte dessen sagt er den Gläubigen, dass wir unsere Glieder töten sollen, die die Dinge unseres Lebens darstellen und die unserer Identität in Jesus widersprechen.

Wir töten diese Dinge, indem wir sie ablehnen und sie für uns als tot erachten und uns als tot für sie. Wenn wir einem lustvollen Appetit nachgeben, geben wir ihm die Nahrung, die diesen weiter wachsen lässt. Wenn wir gottlose, sinnliche Begierden für tot erachten, geben wir ihnen keine Macht, unser Leben zu beeinflussen.

Dann listet Paulus viele spezifische Sünden auf, denen wir sterben sollen. Es ist wichtig, dass Paulus diese Sünden auflistet und benennt. Wir müssen uns ganz individuell mit solchen Gewohnheiten und Versuchungen befassen.

Paulus beginnt mit den sexuellen Sünden: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft und böse Lust. Sex ist ein wunderbares Geschenk von Gott, aber es wird oft verdorben und pervertiert. Christen müssen Jesus als Herrn über ihr ganzes Leben anerkennen, inklusive ihrer Sexualität.

Doch es sind nicht nur die sexuellen Sünden mit denen die Christen umgehen müssen. Paulus nennt auch die Habsucht. Der Wunsch nach immer mehr ist einfach, aber es ist nichts anderes als Götzendienst.

Campbell Morgan nennt drei Wege, wo Habsucht furchtbar zerstörerisch ist:

  • „Erstens ist es Götzendienst, bei dem der Mensch nur daran denkt, dass das Leben aus den Dingen besteht, die man besitzt und nicht in der richtigen Beziehung zu Gott“
  • „Es ist auch eine Sünde gegen andere, denn um seine Begierden zu stillen, wird anderen Unrecht getan“
  • „Und schließlich ist es selbstzerstörerisch, denn diese falschen Gedanken und Handlungen haben einen direkten Einfluß auf die Seele zu ihrem eigenen Verderben.“

Die aufgeführten Sünden sind Teil davon, wie diese Welt lebt und nicht wie Jesus lebte. Jeder Christ muss sich die Frage stellen: „Mit wem identifiziere ich mich? Mit der Welt oder mit Jesus? Denk daran: Wir werden mit Jesus Christus offenbar werden (Kolosser 3,4). Da Jesus niemals eine dieser Sünden begehen würde, tun wir das auch nicht.

Paulus hat erkannt, dass diese Sünden uns alle betrafen: unter ihnen seid auch ihr einst gewandelt. Diese Sünden beschreiben eine Welt der Rebellion gegen Gott und Gottes Zorn gegen sie, aber für den Christen sind sie Vergangenheit.

Paulus sagt, dass Christen einst in diesen Sünden wandelten. Es ist möglich – wenn auch tragisch – dass diese Sünden im Leben eines Christen hin und wieder vorkommen, aber sie dürfen nicht das Leben eines Christen kennzeichnen. Einfach gesagt: ein Christ sollte nicht wie die Söhne des Ungehorsams leben. Ein wahrer Christ kann sich nicht in gewohnheitsmäßiger Sünde wohlfühlen.

Glaube es: Als Jünger Jesu sind diese Sünden für dich Vergangenheit, und deine Gegenwart ist das Leben in Jesus Christus.

Christus, unser Leben

Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist; denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr offenbar werden in Herrlichkeit. (Kolosser 3,2-4)

Paulus sprach zu jedem Christen, wenn er davon spricht, dass wir nach dem, was droben ist trachten sollen. Man kann nach den Dingen hier unten oder nach denen, die droben sind, trachten. Vergiß nie, dass das beste Leben ein solches ist, das auf die Dinge des Himmels fixiert ist. Ein solches Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott, und weil Jesus auf dem Thron im Himmel sitzt, sind auch unsere Gedanken und Herzen mit dem Himmel verbunden.

Wir müssen in unsere Liebe zu den himmlischen Dingen wachsen. Denke an Dinge, die zum Himmel gehören:

– Gott in Seiner dreifaltigen Natur – Vater, Sohn und Heiliger Geist
– Glaube, Hoffnung und Liebe
– Gottes ewiges Wort
– Gottes Kinder

Wende deine Aufmerksamkeit diesen Dingen zu. Früher hast du deine Aufmerksamkeit den Dingen auf der Erde geschenkt. Du sollst diese irdischen Dinge nicht ignorieren; man sollte nie glauben, dass alle Dinge dieser Welt böse sind – das sind sie nicht. Doch trachtet nicht nach dem, was auf Erden ist. Gott hat dich für mehr als nur die Erde erschaffen und erlöst, nämlich letztendlich für den Himmel.

Als Jesus in dein Leben kam, hat Gott dich so gesehen, als ob du mit Jesus am Kreuz gestorben bist. Nun ist dein Leben verborgen mit dem Christus in Gott. Es ist verborgen, also nicht offensichtlich für andere. Es ist verborgen, also sicher in Jesus.

Das ist eine Tatsache für diejenigen, die von sich sagen: „Christus, unser Leben.“ Bemerke, dass Paulus hier „unser“ schreibt – das heißt, dass das für uns alle gilt. Nicht nur für die Apostel oder einige Super- Christen, sondern für alle Gläubige. Manchmal sagen wir: „Musik ist sein Leben“ oder „Sport ist sein Leben“ oder „er lebt für seine Arbeit“. Von einem Christen sollte man sagen: „Christus ist sein Leben.“

Die wundervolle Verheißung ist, dass wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit. Denk darüber nach: die Verheißung von Jesu Wiederkehr ist nicht nur, dass wir Seine Herrlichkeit sehen werden, sondern dass auch wir mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit. Das ist die Offenbarung der Söhne Gottes, von der in Römer 8,19 die Rede ist.

An diesem Tag werden alle die Heiligen Gottes so sehen, wie sie wirklich sind, nicht wie sie in dieser Welt nur zu sein scheinen. Die Welt hat Paulus nie so gesehen, wie er wirklich war. Die Christen im antiken Kolossä haben vielleicht nie gesehen oder verstanden, wer sie wirklich in Jesus waren, aber eines Tages wird es offenbar. Dasselbe gilt für dich als Gläubigen in Jesus Christus. Das Kommen Jesu wird offenbaren, wer du in Herrlichkeit bist.

 

Mit Christus auferweckt

Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. (Kolosser 3,1)

Wenn man mit den Briefen des Apostel Paulus vertraut ist, erkennt man hier in Kolosser 3,1 einen bekannten Übergang. In den Kapiteln 1 und 2 schrieb Paulus über alles, was Jesus für uns getan hat. Erst nachdem er diese Grundlagen dargestellt hat, beginnt Paulus darüber zu schreiben, wie wir unser christliches Leben praktisch führen sollen.

Hier fängt Paulus nun damit an, das praktische christliche Leben zu beschreiben, und zwar mit dem klaren Verständnis, dass das praktische christliche Leben auf der Grundlage theologischer Wahrheit aufgebaut ist. Dieser Gedanke kommt in Kolosser 3,1 stark zum Ausdruck: weil wir wissen, dass Jesus wirklich von den Toten auferweckt wurde, wird unsere Identifikation mit Ihm echt. Nur weil wir mit Christus auferweckt sind, können wir das suchen, was droben ist.

Der Gedanke, dass wir mit Christus auferweckt sind, kam schon einmal in Kolosser 2,12 vor, wo Paulus die Taufe gebraucht um diese geistliche Realität zu illustrieren: Nun, da wir mit Christus auferweckt sind, müssen wir uns auch dem angemessen verhalten. In den letzten Versen von Kolosser 2 erinnert uns Paulus daran, dass die Gesetzlichkeit uns nicht dabei hilft, richtig vor Gott zu leben. Nun zeigt uns Paulus, was uns dabei hilft: ein Leben in der Identifikation mit dem auferweckten Jesus.

Weil wir mit Christus auferweckt sind, sollten wir genauso handeln, wie Jesus es nach Seiner Auferstehung tat.

Nach Seiner Auferstehung verließ Jesus das Grab. Das sollten wir auch tun – wir leben nicht länger im Grab unseres alten Lebens.

Nach Seiner Auferstehung verbrachte Jesus Seine Zeit mit Seinen Jüngern und diente ihnen. Das sollten wir auch tun – wir leben unser Leben, um mit anderen zusammen zu sein und einander zu dienen.

Nach Seiner Auferstehung lebte Jesus mit einer übernatürlichen Kraft und konnte unmögliche Dinge tun. Das sollten wir auch tun – wir leben mit der Kraft und Befähigung des Heiligen Geistes.

Nach Seiner Auferstehung freute Jesus sich auf den Himmel und wusste, dass Er schon bald dorthin gehen würde. Das sollten wir auch tun – wir sollten jederzeit wissen, dass unsere Heimat im Himmel ist.

Um es nochmal zu betonen fügt Paulus noch diesen Satz hinzu: sitzend zur Rechten Gottes. Dies ist ein Ort des Sieges und des Friedens. Das ist dein Platz in Christus Du bist mit Christus auferweckt; du sitzt mit Ihm zu Rechten Gottes. Nun lebe danach!

 

Tue das nicht, tue jenes nicht, tue dies nicht

Wenn ihr nun mit Christus den Grundsätzen der Welt gestorben seid, weshalb lasst ihr euch Satzungen auferlegen, als ob ihr noch in der Welt lebtet? „Rühre das nicht an, koste jenes nicht, betaste dies nicht!“ – was doch alles durch den Gebrauch der Vernichtung anheimfällt – Gebote nach den Weisungen und Lehren der Menschen, die freilich einen Schein von Weisheit haben in selbst gewähltem Gottesdienst und Demut und Kasteiung des Leibes, und doch wertlos sind und zur Befriedigung des Fleisches dienen. (Kolosser 2,20-23)

Bevor Paulus sein Vertrauen auf Jesus setzte, lebte er ein Leben, das nur darauf ausgerichtet war, Gott zu gefallen, indem er das Gesetz befolgte. Bevor er Christ wurde, kannte Paulus das Gesetz durch und durch und lebte danach.

Es sollte uns also nicht überraschen, dass Paulus genau wusste, wie man eine gesetzliche Religion beschreibt: tue das nicht…tue jenes nicht…tue dies nicht. Eine gesetzliche Religion wird mehr durch das definiert, was man nicht tun darf als durch das was man tun soll.

Doch um Missverständnissen vorzubeugen: Das Christentum ist eine moralische Religion. Unser christliche Glaube hatte ganz klare moralische Grenzen. Doch die Grundlage der christlichen Religion ist positives Handeln.

Paulus kannte aber auch den Schlüssel zu einem Leben oberhalb der Gesetzlichkeit: man darf nicht vergessen, dass ihr nun mit Christus den Grundsätzen der Welt gestorben seid. Unsere Identifikation mit Christus in Seinem Tod und Seiner Auferstehung (wie es in Kolosser 2,12 steht) ist das Fundament unseres christlichen Lebens, und nicht das Einhalten der Gesetze.

Ein Leben nach den Gesetzen konzentriert sich auf Dinge, die durch den Gebrauch der Vernichtung anheimfallen. Wir berühren sie, oder essen sie; es sind vergängliche Dinge. Diese Dinge sind nicht die, die am wichtigsten sind oder ultimative Wahrheiten. Die Wahrheit von dem, was Jesus am Kreuz tat, ist größer als jede Regel was wir essen sollten oder irgendein andere Aspekt der Gesetzlichkeit.

Gesetzlichkeiten sind alle gemacht nach den Weisungen und Lehren der Menschen. Menschliche Regeln und Wahrheiten werden über das Gesetz und die Wahrheit Gottes gestellt. Was Paulus über diese Dingen schrieb ist wahr: Gebote, die freilich einen Schein von Weisheit haben . . . und doch wertlos sind und zur Befriedigung des Fleisches dienen. Man könnte dies als größte Anklage gegen die Gesetzlichkeit in der Bibel sehen. Schlussendlich haben gesetzliche Regeln keinen Wert wenn es darum geht, die Befriedigung des Fleisches zurückzuhalten.

All jene gesetzlichen Regeln haben vielleicht den Schein von Weisheit, aber sie haben keinen echten Wert. Gesetzlichkeit kann das Fleisch nicht zurückzuhalten; es füttert das Fleisch auf eine subtile und machtvolle Weise. Darum sind manche anscheinend sehr religiöse Menschen von unerträglichem Stolz erfüllt. Den Teufel kümmert es nicht, wenn du religiös bist, solange er dich gesetzlich und stolz machen kann.

Wir müssen alle selbst auferlegte Religion ablehnen, wenn der Mensch sich nach Gott ausstreckt und versucht, sich selbst durch das Einhalten von einer Liste von Regeln gerecht zu machen. Christentum ist, wenn Gott sich in der Liebe durch Christus nach dem Menschen ausstreckt. Empfange Seine Liebe und gib deinen Stolz auf.

Schatten und Wesen

So lasst euch von niemand richten wegen Speise und Trank, oder wegen bestimmter Feiertage oder Neumondfeste oder Sabbate, die doch nur ein Schatten der Dinge sind, die kommen sollen, wovon aber der Christus das Wesen hat. (Kolosser 2,16-17)

Manchmal bedeuten kleine Worte sehr viel, und das erste Wort von Kolosser 2,16 ist so ein Wort. Die Eröffnung mit „so“ ist wichtig. Es verbindet diesen Gedanken mit dem vorangegangenen Gedanken in Kolosser 2,13-15. Weil Jesus diesen herrlichen Sieg am Kreuz errang, müssen wir uns von niemand richten lassen wegen Speise und Trank oder in Dingen der Gesetzlichkeit. Ein Leben, das Jesus und das, was Er am Kreuz tat, im Mittelpunkt hat, hat keinen Platz für Gesetzlichkeit.

Der Kern von Gesetzlichkeit ist der Gedanke, dass unser Stand vor Gott auf dem basiert, was wir tun. Wenn wir gut sind, liebt Er uns mehr, und wenn wir schlecht sind, liebt Er uns weniger. Unter der Gesetzlichkeit liebt Gott uns mehr, wenn wir die richtigen Sachen essen und trinken. Wenn ich die richtigen Tage und Rituale beachte, liebt Gott mich mehr.

Jesus baute den Neuen Bund auf Gnade und nicht auf Gesetz. Unter der Gnade basiert unser Stand vor Gott auf dem, was Jesus tat. Durch das, was Jesus am Kreuz tat, sehen wir die Gesetze des Alten Testaments über Essen und Trinken auf eine andere Art.

Im Gesetz des Alten Testaments gab es Bestimmungen in Bezug auf Dinge wie Essen und Feiertage, die in Jesus weggenommen wurden. Nicht das diese Gesetze schlecht gewesen wären, sie waren nur ein Schatten der Dinge, die kommen sollen. Wenn das Wesen dieser Dinge – Jesus Christus – kommt, brauchen wir den Schatten nicht mehr.

Der Punkt ist klar: bestimmte Tage und bestimmte Nahrungsmittel des Mosaischen Gesetzes sind unter dem Neuen Bund nicht mehr bindend. Der Schatten ist vergangen, die Wirklichkeit ist da. Für den Christen sind also alle Nahrungsmittel rein (1. Timotheus 4,4-5) und alle Tage gehören Gott.

Christen sind also frei darin, eine koschere Ernährung oder den Sabbat einzuhalten. Da ist nichts Falsches dran. Doch sie dürfen nicht denken, dass koscheres Essen und das Einhalten des Sabbats sie Gott näher bringt, und sie dürfen niemanden richten, der sich nicht daran hält.

Um Gott zu gefallen, achte nicht auf das, was du isst oder auf bestimmte Tage. Jesus hat alles am Kreuz getan. Ruhe in Ihm und lebe in der Freiheit diese Dinge zu tun, oder nicht zu tun, in dem Wissen, dass dein Stand vor Ihm auf dem basiert, was Jesus tat, nicht auf dem, was du tust.

Entwaffnet

Als er so die Herrschaften und Gewalten entwaffnet hatte, stellte er sie öffentlich an den Pranger und triumphierte über sie an demselben. (Kolosser 2,15)

In diesem Teil von Paulus` Brief an die Kolosser beschreibt er die vielen verschiedenen Aspekte von dem, was Jesus am Kreuz getan hatte. Es gab eine Schuldschrift voller Anschuldigungen gegen uns, und am Kreuz hat Jesus diese ausgelöscht. Dann nahm er das leere Papier aus dem Weg und heftete es ans Kreuz.

Dann in Vers 15 beschreibt Paulus etwas, das Jesus am Kreuz tat, an das du vielleicht noch nie gedacht hast. Am Kreuz hat Jesus die Herrschaften und Gewalten entwaffnet. Die Worte Herrschaften und Gewalten bedeuten Reihen von feindlichen Engelwesen (Römer 8,38; Epheser 1,21; Epheser 3,10; Epheser 6,12). Wegen dem, was Jesus am Kreuz tat, haben sie gegen Christen nicht mehr dieselben Waffen zur Verfügung, wie sie sie gegen solche haben, die nicht in Jesus sind.

Die größten Weltmachten zu jener Zeit – Rom, die größte Regierungsgewalt und der Judaismus, die größte religiöse Macht – taten sich zusammen, um den Sohn Gottes ans Kreuz zu bringen. Hier zeigt uns Paulus nochmal das Paradoxon des Kreuzes: der siegreiche Jesus nahm die geistlichen Mächte, die hinter diesen weltlichen Mächten standen, stellte sie der Verachtung bloß und triumphierte über sie.

Wir können uns nur vorstellen, wie Satan und jeder dunkle Dämon Jesus attackierte, als Er für uns am Kreuz hing, als ob Er ein schuldiger Sünder wäre. Sie glaubten, sie hätten gegen den Sohn Gottes gewonnen. Das haben sie nicht; sondern sie haben jede Art von Waffe, die sie gegen den Sohn Gottes und Seine Kinder hatten, verloren.

Paulus schrieb an anderer Stelle, dass wenn die Herrscher dieser Zeit – er meinte sowohl die geistlichen Mächte als auch ihre weltlichen Representanten – gewusst hätten, dass dies am Kreuz passieren würde, sie Jesus niemals gekreuzigt hätten (1. Korinther 2,8). Sie haben sich selbst besiegt und wussten es noch nicht einmal.

Welche Waffen haben die dämonischen Mächte nun noch gegen die Gläubigen? Sie sind entwaffnet, sie haben nur noch die Fähigkeit zu täuschen und Angst zu machen. Dies sind effektive „Waffen“, doch sie sind nicht greifbar. Dämonische Geister haben nur soviel Macht über uns, wie wir ihnen geben, indem wir ihren Lügen glauben. Die Waffen sind in unseren Händen, nicht in ihren. Eines Tages werden wir sehen wieviel Angst sie vor uns hatten.

Vielleicht hat Satan für einen Augenblick geglaubt, dass er am Kreuz gewonnen hatte. Doch der Sieg, den sich die Hölle vorgestellt hatte, wurde in eine Niederlage verwandelt, die jeden geistlichen Feind, der gegen solche kämpft, die im Licht und unter der Macht des Kreuzes leben, entwaffnete. Das öffentliche Spektakel der besiegten Dämonen macht ihre Niederlage umso demütigender.

Christen: das ist eure Freude. Das ist eure Zuversicht. Das ist euer Triumph. Erkenne diese Wahrheit: am Kreuz hat Jesus Mächte und Gewalten entwaffnet und über sie triumphiert.

Ausgelöscht und aus dem Weg geschafft

Und er hat die gegen uns gerichtete Schuldschrift ausgelöscht, die durch Satzungen uns entgegenstand, und hat sie aus dem Weg geschafft, indem er sie ans Kreuz heftete. (Kolosser 2,14)

Paulus schreibt über das, was Jesus am Kreuz tat und beschreibt einen Aspekt davon auf eine komplett andere Weise. Paulus sagt, dass Jesus am Kreuz die gegen uns gerichtete Schuldschrift ausgelöscht hat.

Diese Schuldschrift beinhaltet alle unsere Vergehen oder moralische Schuld vor Gott, eine Schuld, die keine unvollkommene Person komplett bezahlen kann. Doch sie kann aus dem Weg geschafft werden, durch die Zahlung eines vollkommenen Mannes, Jesus Christus.

Der Ausdruck Schuldschrift war ein allgemeines Wort für ein handschriftliches Dokument und wurde auf verschiedene Arten verstanden. Einige verstehen es im legalen Sinn und sagen, es repräsentiere eine Kaution für einen Gefangenen oder das Geständnis eines Inhaftierten. Andere verstehen es im finanziellen Sinn, als Minus auf dem Konto, das zeigt, dass wir vor Gott pleite sind. Egal auf welche Art, es bedeutet, dass das Dokument, das uns einst verdammte, nun gelöscht wurde, ausgelöscht.

Der Gedanke dahinter ist, dass etwas komplett weggewischt wurde. In der antiken Welt wurde der Ausdruck benutzt, um auszudrücken, dass eine Wand neu gestrichen oder mit Gold überzogen wurde. Das heißt, dass alle Anschuldigungen gegen uns komplett weggewaschen und überdeckt wurden.

Jesus hat nicht nur das Dokument, das uns verdammt, gelöscht, Er hat es auch ans Kreuz geheftet: Das hat es aus dem Weg geschafft. Jesus hat alles, was möglich war, getan, um sicherzustellen, dass die gegen uns gerichtete Schuldschrift uns nicht mehr anklagen kann.

Man kann sich vorstellen, dass der Teufel alles versucht, um uns anzuklagen und zu erpressen, indem er eine Liste mit unseren Sünden und Zweifeln gegenüber Gott schwenkt. Wir schämen uns über das, was auf der Liste steht und wie es unsere Beziehung zu Gott ruiniert. Dann kam Jesus und nahm die Liste, die uns verdammen will, aus Satans Hand. Zuerst hat Jesus das, was darauf stand, gelöscht und sie dann ans Kreuz geheftet. Das ist erstaunlich, tröstlich und ein triumphales Bild.

Das nächste Mal, wenn der Teufel versucht dich anzuklagen und zu verdammen, stell dir vor, wie jede Anschuldigung darauf gelöscht wird – und dann wie das Blatt ans Kreuz geheftet wird. Jedes Mal, wenn du dich überwältigt fühlst von deiner Sünde und Scham darüber, vertraue auf das, was Jesus für dich am Kreuz tat, so wie es hier in Kolosser 2,14 beschrieben ist.

Lass nicht zu, dass das, was Jesus aus dem Weg geschafft hat, sich dir in den Weg stellt.